Aus zwei mach Null!

Satirische Momentaufnahme in einem bemerkenswerten Jubiläumsjahr…

2021 begann ja wie 2020 aufgehört hatte – natürlich mit Corona. Mittlerweile ist es Mai in Friedrichstadt. Der einzige Ort an dem Armin Laschet´s geforderter „Brückenlockdown“ schon vor Erfindung dieser neuen Lockdown-Variante umgesetzt war, ist unsere Holländerstadt. Niemand redet inzwischen auf der nationalen Ebene mehr vom „Brückenlockdown“ – wir haben ihn immer noch, auch wenn die Hinweisschilder hier und da abgerutscht oder vom Winde verweht sind. Großpolitisch haben wir jetzt die „Bundesnotbremse“, die wie ein Damoklesschwert über dem zarten Pflänzchen „Modellregion Nordfriesland“ auf freiwilliger Basis übrigens, hängt. Ein professionelles Schnelltestzentrum im Paludanushaus mit sehr freundlichem Team lädt seit kurzem zu einem meditativen Viertelstündchen Ergebnisabwarten, geregelt per Eieruhr im Hühnerdesign, gereicht auf einem Krankenhaustablett, ein. Die brandenden Übernachtungstouristenmassen(?) ergießen sich über den historischen Ortskern und dürfen ihren Aufenthalt hier alle 48 Stunden kostenfrei virologisch absichern. Veranstaltungen zum Jubiläum sind in den weiten Inzidenz-Nebelbänken noch nicht auszumachen – vage und auch hoffnungsfroh peilt man den September an. Alle städtischen Events auf der Homepage sind mit „geplant am“ gekennzeichnet oder gar nicht. Bei einigen steht noch „muss 2020 leider ausfallen“. Der Veranstaltungskalender ist schlichtweg leer, was ja auch nicht verwundert.

Damit es aber nicht langweilig wird, ist ein Modellprojekt geplant, das Erkenntnisse zeitigen soll, wo und ob, wann und wie lange man den historischen Ortskern zur Fußgängerzone umbilden könnte. Ergebnisse, die in einem Corona-Jahr sicher nicht den Durchschnitts-Saisonalltag widerspiegeln. Man kann per Auswahlkarte für die Durchführung des Modellprojektes ankreuzen „so“ oder „so“ oder keins von beiden. Was ist wenn „keins von beiden“ die Mehrheit bildet?

Waren die  hohen Wellen vorher dann der Sturm im Fingerhut?

Das Jubiläums-Musical, das „Am Markt“ heißt, aber in der Turnhalle aufgeführt werden soll, ist bereits weiträumig auf das nächste Jahr verschoben, da man logischerweise nicht mit Chören proben kann. Macht Sinn. Nun ist aber als Quasi-Ersatz eine Jubiläumsbroschüre in Vorbereitung, bei der man bei den Corona-gebeutelten Gewerbetreibenden im Ort um einen 50-EURO-Spendenobulus bittet – gegen Abbildung des Firmenlogos in einem wuchtigen, gedruckten antiken und dunklen Holzrahmen. So will man das wirtschaftliche „Leben“ im Jahr 2021, wenn alle mitmachen, zeitgemäß in einer vermutlich mehrseitigen „Galerie“ widerspiegeln. Da man „etwas Bleibendes schaffen möchte“, soll dann auch an jeden Friedrichstädter Haushalt ein Exemplar verteilt werden, womit die Hälfte der Auflage dann auch schon weg ist, und hoffentlich im Bücherregal für die Urenkel verbleibt.

Und dann hätten wir ganz aktuell noch die Aktion „Stadtradeln“, die sich auch an Unternehmen richtet, die Lust (und Zeit?) haben, aktiv und ökologisch (auch mit E-Bike) klimafreundliche Radkilometer an frischer Luft zu sammeln, um die Stadt im Jubiläumsjahr zur radaktivsten Gemeinde zu küren. Ich frage mich, welcher Friedrichstädter Unternehmer das kann. Schon in normalen Zeiten ein Angang – aber während der Pandemie strampelt sich sicher jeder Mitarbeiter in den Unternehmen ab, um mit dem Betrieb Covid 19 wirtschaftlich zu überleben. Aber diese gestrampelten Kilometer zählen wahrscheinlich eher nicht. Wäre doch super, da käme sicher einiges zusammen… Wie mag das Jahr wohl so weitergehen? Es bleibt wohl nichts anderes übrig, als unter Maske abzuwarten und sich weiter überraschen zu lassen.

Ich persönlich gehe mir jetzt in der TI erstmal für gut investierte 2 EURO noch einen offiziellen 0-EURO-Jubiläums-Geldschein ziehen, denn der hat wenigstens kalkulierbar einen bleibenden Wert.