Wie um alles in der Welt kommt man dazu, Breitband für Friedrichstadt als oberste politische Priorität zu betrachten? Gibt es in Friedrichstadt nicht wichtigere Dinge zu tun, als Nerds, Spielsüchtigen und Netflix-Abonnenten zu einem schnellen Internet zu verhelfen? Nein, gibt es nicht. Denn vom Breitbandanschluss hängt die zukünftige Entwicklung der Stadt ab. Und zwar von A-Z, wie ich im folgenden Beitrag erläutern werde.
Wie bringen wir Friedrichstadt voran?
Die Stadt Friedrichstadt kämpft mit vielen schwerwiegenden Problemen:
- Die Kassen der Stadt sind leer
- Der Handlungsspielraum der Stadt ist minimal, und wenn er vorhanden ist, dann nur wenn andere ihm zustimmen (weil sie es finanzieren müssen)
- Es gibt offene und verdeckte soziale Konflikte
- Das Miteinander in der Bürgerschaft ist entwicklungsfähig
- Die Arbeitslosigkeit ist überdurchschnittlich hoch, während das Einkommen unter dem Schnitt liegt
- Die Überalterung schreitet voran
- Die Einwohnerzahl sinkt
Wenn Sie nun glauben, all dies hätte nichts mit der Anbindung ans Breitbandnetz zu tun, so haben Sie nur auf den ersten Blick recht. Das Breitband ist nicht die Ursache für die Probleme, aber es kann einen wesentlichen, wenn nicht sogar den entscheidenden Beitrag dazu leisten, diese zu überwinden.
Das Internet ist nicht die Lösung, sondern der Schlüssel zur Lösung
Um es klarzustellen: Ein Breitbandanschluss wird keines dieser Probleme lösen. Das Internet ist keine Zaubermaschine. Es ist ein Instrument und Werkzeug. Mit dem Aufbau schneller Datenleitungen kann lediglich die Basis dafür gelegt werden, dass sich Dinge positiv verändern oder sich zumindest nicht weiter verschlechtern. Damit Sie sich vorstellen können, was darunter konkret zu verstehen ist, werde ich Ihnen dies Punkt für Punkt darlegen.
Fehlendes Geld
Einem Mangel an Geld kann man sich auf vier Arten stellen.
- Man verschuldet sich
- Man kriecht zu Kreuze, bettelt und lässt andere bezahlen
- Man reduziert seine Ansprüche und spart
- Man verdient mehr Geld
Friedrichstadt konzentriert sich mit voller Kraft auf die Möglichkeiten 1-3. Das ist verheerend. Für die Stadt, die Bürger und die Gesellschaft. Richtig wäre, wenn man neue Einkommensquellen erschließen würde. Am Besten solche, welche lukrativ sind. Die Stadt kann das nicht selber machen – sie braucht dafür die lokale Wirtschaft und qualifizierte Menschen, welche dafür arbeiten. Mit einer rückständigen Infrastruktur fällt das schwer. Besonders, wenn man sich bereits geographisch in einer Randzone befindet. Breitband ist nicht nur eine unabdingbare Voraussetzung, dass wertige und gut bezahlte Arbeitsplätze entstehen. Es ist auch die einfachste und billigste Möglichkeit vom Rand ins Zentrum zu rücken. Deshalb ist ein Zuwarten beim Ausbau der Breitbandanschlüsse fahrlässig und verantwortungslos. Die Stadt braucht keine neuen Standbuden für einen Weihnachtsmarkt. Sie braucht eine starke Wirtschaft und die braucht den Breitbandanschluss. Wenn die Wirtschaft brummt, ist das mit den Standbuden auch kein Problem mehr. Zumindest kein Finanzielles.
Touristen wollen schnelles Internet
Sie werden es vielleicht nicht glauben, aber Touristen suchen heute ihr Feriendomizil nicht mehr alleine danach aus, ob die Ferienwohnung einen Geschirrspüler hat. Sie wollen möglichst alles so haben wie zuhause und dazu gehört auch ein schnelles Internet. Weil sie auch im Urlaub Netflix nutzen wollen. Weil sie die Videokonferenz am Samstag nicht verpassen mögen. Weil sie viele schöne Bilder und Videos mit den zu Hause gebliebenen teilen wollen. Und zwar möglichst in Echtzeit!
Bevor wir also die Stadt mit weiteren Fixkosten belegen, welche durch keine Einnahmen gedeckt sind (Stichwort Treene-Park), sollten wir den vorhandenen Gästen geben, was sie zu Recht erwarten. Internet. Überall und mit hoher Leistung. Das geht nur mit Breitband. Und wird – im Gegensatz zu zwei zusätzlichen Grillplätzen – von den Gästen auch gerne bezahlt.
Noch ein Hinweis in diesem Zusammenhang: Wer mehr Familiengäste will, sollte darauf achten, was Familien glücklich und zufrieden macht. Nichts versaut den Familienurlaub mehr, als nölende Kinder. Wer keine eigenen Kinder hat, dem sei gesagt, dass sich die Ansprüche seit den 70er Jahren verändert haben und es heute ganz normal ist, dass das Reisegepäck heute Notebooks und Pads beinhaltet.
Wer junge Familien will, braucht das Breitband für Friedrichstadt
Ja, es gibt Menschen, welche auf ein schnelles Internet verzichten können. Vielleicht sind diese Menschen in Friedrichstadt sogar in der Mehrheit. Das soll gar nicht schlecht gemacht werden, denn es gibt ein Leben ohne Handy und Internet. Vermutlich ist es sogar lebenswerter.
Tatsache ist aber, dass viele Menschen nicht (mehr) ohne schnelles Internet leben wollen. Nicht nur weil sie online spielen, Musik hören oder Filme schauen wollen. Immer mehr – gut verdienende Leute – haben einen sogenannten Telearbeitsplatz. Sie arbeiten also entweder ganz oder teilweise zu Hause.
Für Friedrichstadt sind diese Menschen besonders interessant. Weil es meist Jüngere mit Kindern sind. Weil sie Einkommen in die Stadt bringen. Weil sie der Stadt eine Zukunft geben.
Friedrichstadt wiederum hat Familien mit überdurchschnittlicher Bildung und Einkommen viel zu bieten: Ruhe, Sicherheit und einen ideales Umfeld Kinder großzuziehen. Die tiefen Lebenshaltungskosten erlauben es zudem, dass man nicht zwingend 100 % arbeiten muss. Diese Menschen haben Zeit und Lust sich in die Gesellschaft einzubringen.
Worauf sie aber überhaupt keine Lust haben, ist Schneckenpost beim Internet. Glauben Sie es oder nicht: Für viele ist der fehlende Breitbandanschluss ein K.O. Kriterium bei der Wahl des Wohnortes.
Gemeinsamkeiten aufbauen
Im Rahmen von Zukunftsstadt Friedrichstadt machen sich helle Köpfe Gedanken darüber, wie man die Bürger näher zueinander bringt. Man muss gar nicht so weit suchen und künstliche Projekte schaffen. Es reicht, wenn man die Anbindung von Friedrichstadt ans Glasfasernetz zum gemeinschaftlichen Projekt erklärt.
Denn der Hauptgrund, weshalb Friedrichstadt noch kein wirklich schnelles Internet hat, liegt nicht alleine an der Größe des Ortes. Andere Städte und Gemeinden haben ähnliche Voraussetzungen, haben es aber geschafft sich selber zu versorgen, bzw. versorgt zu werden. Es braucht dazu jedoch den Willen der Gemeinschaft, Gemeinschaftliches zu leisten.
In einer kleinen Stadt bedeutet dies, dass sich möglich alle für das gemeinsame Ziel engagieren. Auch wenn sie vielleicht keinen direkten, sondern nur einen indirekten Profit darin erkennen. Ohne eine hohe Anschlussdichte fehlt die wichtigste Voraussetzung für die Erschließung: Die Investitionen müssen sich am Ende rechnen.
Ein wunderbares Projekt wäre deshalb, wenn sich möglichst viele von uns zusammenfinden würden, um das Projekt Breitband voranzubringen. Etwa, indem wir
- indem wir Finanzierungsmodelle entwickeln
- uns überleben, wie wir andere von einem Anschluss überzeugen können
- wir gemeinsam alles unternehmen, um diese Anderen dann auch zu überzeugen
- Anwendungsmodelle entwickeln, wie das Breitband im öffentlichen Raum kulturell und wirtschaftlich genutzt werden kann
Gemeinsam ein sinnvolles Projekt entwickeln und es zum Erfolg bringen. Dies führt zu mehr Gemeinschaftssinn, wie alle übrigen Spaßprojekte, welche aktuell in Friedrichstadt die Runde machen. Denn wer in der Tinte sitzt, sollte sich nicht darauf beschränken, mental die Ruhe zu finden, sondern ist gut beraten zu arbeiten und sich daraus zu befreien. Breitband für Friedrichstadt wäre ein sinnvoller Beitrag in diese Richtung.
Breitband für Friedrichstadt als Wirtschaftsfaktor
Die Königsklasse der sinnvollen Ausbildung von Gemeinschaftssinn wäre, wenn wir das Breitband für Friedrichstadt dazu nutzen würden, den Wirtschaftsstandort Friedrichstadt zu stärken, indem wir gemeinsame Anstrengungen unternehmen, im Netz wettbewerbsfähig zu werden.
Ob dies nun über eine möglichst effektive Vernetzung, eine gemeinsame Infrastruktur oder Gemeinschaftsaktionen geht, ist am Ende nicht von Belang. Entscheidend ist, dass man im Netz relativ schnell erkennen kann, dass sich Zusammenarbeit lohnt und die Gemeinschaft stärker ist, wie der einzelne Player. Diese Erkenntnis ist nicht abstrakt, sondern in Zahlen fassbar. Und wenn wir es gut machen, sieht man es auch in der Brieftasche. Womit sich der Kreis schließt: Mit Breitband für Friedrichstadt können wir sowohl die sozialen, als auch die wirtschaftlichen Probleme der Stadt effektiv angehen. Nicht mit Sparen, nicht mit Betteln, nicht mit Schulden, sondern mit Geld verdienen.
Übrigens: An Breitband für Friedrichstadt kann sich jeder beteiligen. Unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, sexueller oder religiöser Orientierung. Passt doch irgendwie zum Mythos von Friedrichstadt …