Geschäftsmodell Tourismus (2. Teil)
Friedrichstadt und der Grimhilde-Effekt
Dies ist der zweite Beitrag einer Serie, welche das Geschäftsmodell Tourismus in Friedrichstadt aus der Sicht eines Unternehmerberaters analysiert. Im vorangegangenen Beitrag habe ich bemängelt, dass sich Friedrichstadt zu wenig Gedanken darüber macht, was genau die Stadt mit ihrer Tourismusstrategie erreichen will. Meine Argumentation: Projekte ohne konkrete Zielsetzungen erfüllen keinen Zweck und können mangels belastbarer Orientierungspunkte kaum gesteuert werden. Sie enden deshalb nicht selten in einem Finanzdesaster. In dieser Folge wollen wir das Geschäftsmodell von der anderen Seite her betrachten: Was erwarten die Gäste und wird die „Strategie“ diesen Erwartungen gerecht? Die Antwort auf diese Frage können Sie sich eigentlich selber geben: Sieht so Erfolg aus?
Friedrichstadt und der Grimhilde-Effekt
Sicher kennen Sie die Geschichte von Schneewittchen und ihrer bösen Stiefmutter Grimhilde. Letztere war sehr von sich eingenommen und konnte es nicht ertragen, dass andere Frauen attraktiver waren wie sie. Deshalb durfte der Spiegel ihr nicht wirklich den Spiegel vorhalten. Er hatte einfach nur die Funktion Grimhilde in ihrer Meinung zu bestätigen. Als er das nicht tat, war sein Ende besiegelt.
Genau dasselbe Problem hat Friedrichstadt. Man gibt Geld aus, um eine Analyse zu erstellen, kennt das Ergebnis aber schon im Voraus. Keine gute Voraussetzung, um zu einem objektiven Urteil zu gelangen. Der Grimhilde-Effekt ist ein unüberwindbares Hindernis, welches dem wirtschaftlichen Erfolg der Stadt im Wege steht. Zeit es wegzuräumen. Schaffen wir das nicht, stellen wir die falschen Fragen und bewerten die erhaltenen Antworten in unserem Sinne. Beides bringt uns bei der Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells für den Tourismus in Friedrichstadt nicht weiter.
Konzentrieren wir uns also ganz auf die bekannten Fakten:
- Die Erträge aus dem Tourismus sind unterdurchschnittlich
- Die Wiederkehrbereitschaft der Gäste ist unterdurchschnittlich
- Die Gästebindung ist unterdurchschnittlich
- Die Angebote werden unterdurchschnittlich genutzt
- Die Zufriedenheit jener welche die Angebote nutzen, ist unterdurchschnittlich
Die hier zitierten Fakten stammen nicht vom Autor, sondern sind offiziellen Berichten und Studien entnommen.
Sieht so Erfolg aus?
Würden Sie daraus schließen, dass Friedrichstadt ein funktionierendes Geschäftsmodell im Bereich Tourismus am Laufen hat? Ich nicht. Und ich gehöre auch nicht zu jenen, die glauben, dass man dieses Modell dadurch verbessern kann, indem man das Angebot ausweitet. Noch weniger zähle ich zu jenen, die glauben (Zitat), „Es müsse ein Mittelweg zwischen Kunden- und Einwohnerorientierung gefunden werden“.
Mit solchen Sprüchen leitet man die Zerstörung der Lebensqualität der Stadt ein. Eine solche Politik ist falsch. Es gibt andere Wege und im Falle von Friedrichstadt sind diese sogar ziemlich offensichtlich. Würden die Verantwortlichen nicht unter einem Grimhilde-Effekt leiden, sie fänden die Antwort ganz ohne fremdes Zutun.
In Friedrichstadt herrscht Planwirtschaft
Die Lösung der Probleme von Friedrichstadt liegen nicht in der Planwirtschaft (nichts anderes ist der Masterplan Tourismus im Prinzip). Im Gegenteil. Friedrichstadt kann nur dann gesunden, wenn endlich die Mechanismen des freien Marktes zur Anwendung kommen. Mit anderen Worten: Das Angebot hat sich an der Nachfrage zu orientieren. Damit dies geschehen kann, braucht es zwei Dinge:
- Die Fähigkeit die Nachfrage zu erkennen.
- Eine Bereitschaft, diese zu befriedigen.
Die oben präsentierten Fakten weisen darauf hin, dass in beiden Bereichen noch viel Entwicklungspotenzial steckt.
Klicken Sie auf „weiterlesen“ wenn Sie wissen wollen, wie die Nachfrage zustande kommt, wie sie aussieht und wie man sie erfolgreich bedienen könnte.