Die sehr gut besuchte Jahreshauptversammlung der Interessengemeinschaft Baupflege Nordfriesland und Dithmarschen fand im schönen Nordfriesland Museum in Husum statt. Hans Georg Hostrup, seit zehn Jahren erster Vorsitzender des Vereins,  führte fast drei Stunden lang souverän durch das prall gefüllte Abendprogramm und die notwendigen Formalien. Nur ein einziges Mal, musste er die Versammlungsleitung abgeben: Als es um seine Wiederwahl ging.

Die Veranstaltung, die durch zwei spannende Fachvorträge ergänzt wurde, informierte ausführlich über die Arbeit des Vereins und über die Fortschritte und Rückschläge, die mit dem Erhalt historischer Baudenkmäler in Nordfriesland 2018 verbunden waren.

Die vielfältigen Aktivitäten des Vereins hier aufzuzählen ist nicht möglich. Neben einer Ausstellung hat der Verein 2018 eine Vielzahl von Veranstaltungen und Exkursionen organisiert, die fast immer voll ausgebucht waren.  Die Interessengemeinschaft hat sich um Einzelprojekte des Erhalts von Baudenkmälern und historischen Gebäuden gekümmert, immer wieder dafür gesorgt, dass auch die Kieler Denkmalschützer tätig wurden, Hausbesitzer wurden beraten, er war mit Infoständen auf wichtigen öffentlichen Veranstaltungen präsent.

Dem Verein geht es vor allem um den Erhalt regional typischer Bauformen, wie den Haubargen und anderen typischen und kulturprägenden Gebäuden.

Mit seiner Zeitschrift „Der Maueranker“, die zwei Mal im Jahr erscheint, und über seine Website informiert der Verein ausführlich über seinen umfangreichen Aktivitäten. Dass die Arbeit sich lohnt, dafür gab es 2018 eine ganze Reihe an Beispielen.  Einige im Verfall begriffenen Gebäude, um die sich die Besitzer nicht mehr kümmern, konnten gerettet werden.

Dass trotz dieser unbestreitbaren Erfolgsbilanz und Nützlichkeit der Arbeit, der Verein hart kämpfen musste, um dem Finanzamt die Anerkennung der Gemeinnützigkeit abzutrotzen, kommentierte der von den Husumer Nachrichten als „Mensch des Jahres 2918“ ausgezeichnete Hostrup mit: „so bringt das Ehrenamt kein Spaß mehr“. Den Politikern empfahl er ihre Sonntagsreden über das Ehrenamt ernster zu nehmen. Der Schutz der Baukultur in Nordfriesland benötige überhaupt sehr viel mehr Unterstützung und Förderung. Viel zu viele Gebäude seien inzwischen abgängig. Ein Großteil des Bestandes könne aber nur erhalten werden, wenn die Besitzer mehr finanzielle Unterstützung erhalten.

Hostrup kritisierte darüber hinaus, dass die Stromtrassen nur zur dänischen Grenze hin, unterirdisch verlegt werden und der Abstand zur Wohnbebauung nicht ausreiche.

Mühle Catharina 

Mit großer Freude wurde der Bericht über die Wiederherstellung der 2017 durch einen Sturm zerstörten Mühle Catharina zur Kenntnis genommen.  Die spannendsten Augenblicke wurden dokumentiert und auf youtube geteilt.

2. Nordfriesische Fliesentagung

Derzeit in Planung in Vorbereitung ist die 2. Nordfriesische Fliesentagung am 18.-19. Mai 2019 im Nissenhaus, Husum. Am 18. Mai stehen Vorträge im Zentrum. Am 19. Mai ist eine Exkursion nach Pellworm geplant, die bereits ausgebucht ist. Interessenten werden gebeten, sich trotzdem anzumelden, weil bei genügend großer Zahl, die Exkursion wiederholt werden kann.

Dr. Ing. Nils Meyer, Oberster Denkmalschützer in Kiel, hielt einen kleinen Gastvortrag. Er beklagte, dass Husum die Bedenken des Denkmalschutzes oftmals ignoriere und verwehrte sich gegen den Vorwurf, dass Denkmalschutz ein „Diktat“ sei. Das neue Denkmalschutzgesetz schreibe die Überprüfung aller Baudenkmäler vor. In Niebüll habe die Überprüfung dazu geführt, dass die Zahl der Baudenkmäler von 120 auf 70 zusammengestrichen wurde.

Arbeiten am Noldehaus gehen voran 

Er informierte darüber, dass die Arbeiten an einem der bedeutendsten Künstlerhäuser jetzt vorangehen. Man habe in Hamburg endlich einen Planer gefunden, der allen Anforderungen an ein solch komplexes Vorhaben genüge und in der Lage sei, die Anliegen des Denkmalschutzes mit vorsichtigen, neuen Impulsen zu verbinden.

Erst kamen die Friesen und dann die Winkinger 

Überraschend unterhaltsam war der Vortrag von Dr. Christoph G. Schmidt,  Direktor des Nordfriisk Instituut. Der studierte Archäologe sprach mit großer Leidenschaft über  „Die Stabkirche von Humptrup und andere wikingerzeitliche Gebäude aus Nordfriesland“.  Anhand der Grabstätten und der Gebäudetpyen, so Schmidt, könne man inzwischen beweisen, dass der Westen Nordfrieslands erst von der germanischen Volksgruppe der Friesen besiedelt war und die Winkinger später kamen.

Er zeigte Computersimulationen, mit denen man die Geschichte von Siedlungen sichtbar machen könne, ohne dass Ausgrabungen erforderlich sind. Typisch für die Warften in Nordfriesland sei das „Hochwohnen“. Man baute stets auf den alten, zerstörten Gebäuden der Vorfahren / Vorgänger auf. Die alten Gebäude (Gründungsbalken z.b.) blieben in der Erde. Mit großer Begeisterung sprach er über ein ganz besonderes Fundstück von Anfang des 20. Jh. Man hatte in Humptrup einen geschnitzten Balken gefunden, für den es nach Ansicht von Schmidt, nur eine Erklärung geben könnte: Das Gebäude sei ursprünglich von Wikingern erbaut worden.“