Wer muss hier eigentlich Fakten liefern?

Wir haben mit ein paar Wochen Verspätung einen Kommentar zu unserem Beitrag „Was ist uns das Treenebad wert?“ erhalten. Wie gewöhnlich habe ich darauf geantwortet, weil genau das der Sinn und Zweck einer Diskussionsplattform ist. Die Antwort ist jedoch so lang ausgefallen, dass ich daraus einen eigenen Beitrag gemacht habe. Trotzdem konnte ich nicht auf alle Punkte eingehen. Aber genug ist genug. Der Beitrag ist auch so schon sehr lang. Der Kommentator hat übrigens nicht anonym geschrieben. Wir haben uns erlaubt seinen Namen zu entfernen, weil es hier nicht darum geht, eine persönliche Geschichte auszufechten. Es ist eine Freude, dass er sich gemeldet hat. Auch nur den Anschein zu erwecken, man würde ihn persönlich angreifen, wäre deshalb unpassend.

 

Liest sich in meinen Augen nicht besonders objektiv, sondern nach einer Möglichkeit seine Agenda a. ein paar Hausboote auf der Treene (Die Wirkung auf die Umwelt wäre minimal) zu verhindern und b. den Tourismus nicht auszuweiten, mit einem weiteren “Argument” zu untermauern.

Die mögliche Erweiterung des Treenebads wird sich wohl kaum negativ auf die natürliche Habitatszone auswirken, dafür ist alleine die Ausbaumöglichkeit durch die limitierte Fläche viel zu gering.

Schaffen Sie doch einmal Fakten in dem Sie belegen, dass z.B. die Stadt finanziell schlechter dasteht als vor Amtsantritt der amtierenden Bürgermeisterin, sich ein halbes Dutzend Hausboote (die sicherlich mit Landstrom betrieben werden müssen) negativ auf die Umwelt auswirken und die Infrastruktur der Stadt nicht mehr unterhalten werden kann. “Papier” ist ja bekanntermaßen geduldig – faktisch untermauert wird in diesem Stadtmagazin leider wenig.

Mit freundlichen Grüßen

Namen der Redaktion bekannt

Bevor ich Ihnen antworte, möchte ich Ihnen einen dreifachen Dank aussprechen: Danke, dass Sie den Beitrag gelesen haben. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen und die Mühe gemacht haben darauf zu antworten. Und danke, dass Sie das trotz aller Kritik, in einem anständigen Ton gemacht haben.


Objektivität

Weshalb sollten wir Ihren Kommentar publizieren, wenn er doch eigentlich unserer eigenen Sicht der Dinge zuwiderläuft? Haben Sie sich das gefragt, als Sie die „Senden“ Taste gedrückt haben?

Nun ganz einfach: Weil“1621.sh“ keine normale Zeitung ist, sondern eine Meinungs- und Diskussionsplattform. Objektivität ist hier also nicht zwingend gefragt. Das habe ich mir übrigens nicht gerade aus den Fingern gezogen, sondern es vor zwei Jahren in den Spielregeln definiert. Diese Spielregeln finden Sie auf dem Titelblatt oder mit diesem Link: https://1621.sh/auf-1621-sind-wir-alle-gleich-diese-spielregeln-gelten-also-fuer-alle/

Überhaupt ist es interessant, dass man von uns immer „Objektivität“ verlangt, wo wir doch ein kostenloses Meinungsblatt sind und auch keine Sekunde den Anspruch erheben, irgendetwas anderes sein zu wollen. Wenn man jedoch für ordentliches Geld die Husumer Nachrichten abonniert hat, stört es einen nicht, dass dort in geradezu absurder Weise nur die Sicht des Rathauses präsentiert wird. Selbst wenn es einen Volksaufstand gäbe, würde diese Zeitung nur von den Verkündigungen der Stadtverordneten berichten.

Vielleicht klären Sie mich bei Gelegenheit darüber auf, weshalb dem so ist. Also nicht den Teil, mit dem Sprachrohr des Rathauses (das hat wirtschaftliche und politsche Gründe), sondern die schmerzbefreite Akzeptanz dieses Zustandes.


Zu Ihrer inhaltlichen Kritik:

Nein, es ist nicht unsere Aufgabe Fakten zu schaffen. Fakten schafft in der Regel die Exekutive der Stadt. Und genau das gilt es zu verhindern. Fakten schaffen bedeutet nämlich, dass eine Sache so weit getrieben wird, dass man scheinbar nicht mehr zurück kann. Diese Taktik ist gerade in Friedrichstadt (aber natürlich nicht nur hier) sehr beliebt.

Fakten schaffen ist undemokratisch.

Alternativ: Würde die Politik frühzeitig die Fakten auf den Tisch legen, könnte sie damit einen demokratischen Prozess starten. Eine öffentliche Diskussion, einen Konsens, einen breiten Entscheid. Wer Fakten auf den Tisch legt, muss Kritik hören, keine Frage. Denn es ist immer irgendeiner gegen irgendein Projekt. Gleichzeitig profitiert man aber auch von Inputs von außen. Von einer anderen Sicht der Dinge. Diesen Vorgang nennt man Diskurs. In der Wissenschaft und Wirtschaft wird dieser Diskurs gepflegt. Klar, dort sind ja auch Profis am Werk. In der Politik, wo wir systembedingt praktisch nur fachliche Amateure haben, arbeitet man hingegen lieber hinter verschlossenen Türen.

Deshalb muss ich Ihnen klar widersprechen: Es ist weder die Aufgabe von 1621.sh, noch der Friedrichstädter Umweltgruppe, noch jene von anderen Kritikern, Fakten zu schaffen, bzw. mit den Fakten an die Öffentlichkeit zu kommen. Dies wäre die Aufgabe der zuständigen politischen Gremien.

Weil wir keine Auskunft bekommen haben, bzw. schamlos belogen wurden, haben wir eigene Überlegungen angestellt.

Sind diese tendenziös? Ja. Weil wir echte Befürchtungen haben und zeigen wollen, was sein könnte.

Sind unsere Annahmen falsch? Können wir nicht wissen, da die Verantwortlichen sich winden, auf Nachfrage keine belastbaren Antworten liefern (also nur Antworten, an welche sie sich später nicht mehr erinnern oder die einfach nur falsch sind…) oder sich nicht festlegen mögen.

Ist es erlaubt eigene Annahmen zu treffen? Wir denken schon.

Wenn man keine Fakten bekommt, muss man aus den vorhandenen Informationen seine Schlüsse ziehen. Ein Teil unserer Darstellung haben wir tatsächlich nur aus Gesprächen mit Verantwortlichen. Andere Teile sind dem Tourismuskonzept entnommen. Die belastbarsten sind jedoch jene Teile, welche nicht diskutiert werden, sondern sich aus technischen und wirtschaftlichen Überlegungen ergeben.

Tatsächlich ist das nicht so schwer, denn Hausboote sind keine Erfindung des Friedrichstädter Magistrates, sondern es gibt sie an vielen Orten zu sehen. Daraus lassen sich zum einen Ansprüche an die Infrastruktur ableiten und zum andern Wirtschaftlichkeitsrechnungen erstellen. Letzteres ist übrigens der Grund, weshalb ich persönlich hinsichtlich des ominösen Investors für 5-6 Hausboote ein dickes Fragezeichen setze. Das Teil wird sich so nicht rechnen.

Außer die Stadt zahlt die Infrastruktur…

Aber wie gesagt: Diese Dinge müssen nicht die Gegner einer Vorlage erarbeiten, sondern der Magistrat.

Haben Sie diese Zahlen schon gesehen? Ich nicht.

Objektivität ist meist das erste Opfer der eigenen Meinung

Zurück zur Objektivität: Woher haben Sie die Information, dass sich diese Hausboote nicht wesentlich auf die Habitatszone auswirken wird? Und von welchem Habitat sprechen Sie genau? Ist diese Aussage ein persönliches Gefühl oder haben Sie diese aus einer Studie?

Erwischt! Sie argumentieren in einem Kommentar, in welchem Sie Objektivität und Fakten verlangen, aus dem Bauch heraus.

Kann man machen. Ich habe damit kein Problem, denn Sie entscheiden nicht, sondern beteiligen sich mit Ihrer persönlichen Meinung an einer Diskussion. Problematisch ist nur, dass Sie es anderen vorwerfen.

Jedes Hausboot ist grundsätzlich eine Belastung

Ich selbst kann überhaupt nicht abschätzen, welchen genauen Einfluss diese 5-6 Hausboote (…) haben werden. Was ich jedoch ganz sicher weiß: Das Problem beschränkt sich nicht nur auf die Anlegestelle.

Selbst wenn sich die Boote nicht bewegen lassen, wird es zu einer spürbaren Belastung kommen. Ganz einfach deshalb, weil Touristen dazu neigen, Aktivitäten zu entwickeln. Das Spektrum an menschlichen Irrungen und Wirrungen ist jedoch erfahrungsgemäß groß. Die Liste des Fehlverhaltens ist unerschöpflich. Sei es aus Faulheit, aus Dummheit oder weil Alkohol im Spiel ist. Wer hier also behauptet, dass der Einfluss auf die Natur vernachlässigbar gering sei, stellt eine steile These auf.

Aber wie auch immer Sie die Lage einordnen: Der Lebensraum Treene hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten gelitten. Die Artenvielfalt ist am Ufer, über und unter dem Wasser stark rückläufig. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Vermutlich kann man bei jedem Einzelnen sagen, dass der Einfluss gering sei. Irgegendwann ist das dann einfach zu viel.

Aber auch das gilt nicht nur für die Treene, sondern für alle Lebensbereiche. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich behaupte, dass wir je nach Lebensbereich ganz unterschiedliche Ansichten haben, was zuviel ist und was nur einen geringen Einfluss hat.

https://www.n-tv.de/wissen/Deutsche-kaum-bereit-zu-Verhaltensaenderung-article21405984.html

https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/umweltbewusstsein-umweltverhalten#textpart-2

Von fehlenden Fakten und geduldigem Papier

Schaffen Sie doch einmal Fakten in dem Sie belegen, dass z.B. die Stadt finanziell schlechter dasteht als vor Amtsantritt der amtierenden Bürgermeisterin, sich ein halbes Dutzend Hausboote (die sicherlich mit Landstrom betrieben werden müssen) negativ auf die Umwelt auswirken und die Infrastruktur der Stadt nicht mehr unterhalten werden kann. “Papier” ist ja bekanntermaßen geduldig – faktisch untermauert wird in diesem Stadtmagazin leider wenig.
Zitat Kommentar

Ihren letzten Satz kann ich leider nur schwer aufschlüsseln, weil er gleich mehrere Dinge miteinander vermengt und ich nicht bei allem sicher bin, auf was Sie sich beziehen.

Einmal abgesehen davon, dass die Bürgermeisterin in diesem Zusammenhang völlig irrelevant ist: Ein solcher Vergleich macht inhaltlich keinen Sinn. Man müsste prüfen, welche Alternativen der Stadt ab einem gewissen Zeitpunkt offen gestanden haben. Dann könnte man modellhaft (mit vielen Unsicherheiten) berechnen, wie sich diese über die Zeit entwickelt hätten.

Aber wo wäre der Nutzen eines solchen Aufwandes? Kann man damit etwas ändern?

Wohl eher nicht.

Finanzplanung macht Sinn

Was sich hingegen lohnt, ist vorausschauende Planung. Welche finanziellen Konsequenzen hat eine Investition für die Zukunft. Nicht heute, nicht nur morgen, sondern in ein paar Jahren. Bringt Sie Erträge? Spielen diese Erträge die Ausgangskosten ein? Reichen die Einnahmen, um die Ausgaben zu decken? Reicht es für Unterhalt und Erneuerung des Investitionsgutes? Schränkt eine Investition den finanziellen Handlungsspielraum ein, weil ich mehr Ausgaben wie Einnahmen habe? Was könnten die Folgen einer solchen Unterdeckung sein?

Es braucht kein Studium der Finanzplanung, um zu erkennen, dass es der Stadt schon heute schwer fällt die bestehende Infrastruktur zu erhalten. Es reicht, wenn man mit offenen Augen durch die Straßen geht. Und Hand aufs Herz: Alles andere wäre bei einer Hart IV Gemeinde auch überraschend.

Der Finanzplaner in mir sagt deshalb:

  1. Keine weiteren Fixkosten, bis der finanzielle Spielraum wiederhergestellt ist
  2. Keine Risiken, welche zu einer höheren Verschuldung und zu höheren Fixkosten führen können

Normalerweise berate ich Unternehmer und Unternehmen. Ihnen rechne ich vor, ob und unter welchen Umständen sich eine Investition rechnet. Oder eben auch nicht. Die Stadt berate ich nicht, weise aber als Bürger darauf hin, dass man den zukünftigen finanziellen Handlungsspielraum im Auge behalten sollte.

Als Finanzplaner arbeitet man – wie oben beschrieben – mit unterschiedlichen Szenarien. Viel wichtiger als der Bestcase ist jeweils der Worstcase. Einfach deshalb, weil der Umgang mit Überschüssen einfacher ist, wie mit Defiziten. Bei der Bedarfsgemeinde Friedrichstadt reicht aber schon der Normalfall, um festzustellen, dass sich jede einzelne Investition unter dem Strich rechnen muss. Diese Fakten liegen übrigens auf dem Tisch. Reden Sie einmal mit einem Stadtverordneten oder einer Stadtverordneten ihrer Wahl, wie groß der finanzielle Handlungsspielraum der Stadt ist.

Wenn Sie nach diesem Gespräch immer noch der Ansicht sind, dass Ihre Meinung immer noch die schönere sei, dann muss ich das akzeptieren. Ihren Kindern wird das allerdings nicht helfen.

Wir suchen die Fakten

Gerne würden wir Ihnen Fakten liefern, bzw. zeigen wo diese zu finden sind. Aber sie sind nicht zu finden. Wenn ich im Netz den Haushaltsplan von Tönning suche, finde ich das:

https://www.amt-eiderstedt.de/media/custom/2706_14001_1.PDF?1557901099

 

Eine wunderbare Quelle wichtiger und interessanter Informationen.

Wenn ich nach dem Haushaltsplan von Friedrichstadt suche finde ich das:

Fakten zum Haushaltsplan 2018

Vielleicht bei den Protokollen…

Fakten Friedrichstadt Finanzen

Vielleicht auf dem Amt Nordsee-Treene ?

Wo sind die Informationen zum Rechnungsabschluss von Friedrichstadt

Immerhin hat die shz.de ein paar Informationen

Bericht über den Haushalt 2018 in den Husumer Nachrichten

Screenshot von shz.de

Hier geht es zum Beitrag: https://www.shz.de/lokales/husumer-nachrichten/haushalt-die-kleine-hollaenderstadt-hat-viel-zu-stemmen-id21952327.html

Jetzt fragen Sie mich bitte noch einmal, weshalb der finanzielle Handlungsspielraum der Stadt… beschränkt ist.

Der Finanzplaner warnt

Wir leben aktuell in der besten aller Welten. Die Bürger klagen zwar über tiefe Zinsen, ja fürchten sogar Negativzinsen auf ihrem Sparvermögen. Aber dieser Zustand wird nicht ewig dauern. Sobald die Wirtschaft einbricht, die Steuereinnahmen zurückgehen und die Zinsen steigen, wird es spannend. Dann geht nicht nur der Stadt das Geld aus, sondern auch dem Land. Verteilkämpfe werden intensiver. Man wird den Bedarfsgemeinde deutlich stärker auf die Finger schauen. Dumm, dass ausgerechnet jetzt happige Mehrkosten auf die Stadt zukommen:

1% Zinssteigerung auf einer Schuld von 11.000.000 € bringen Mehrkosten von jährlich 110.000 €. Jeder weitere Zinsschritt lässt sich mit einem Dreisatz selbst berechnen.

Bitte beachten Sie, dass hierbei die zusätzlich geplanten Schulden noch nicht eingepreist sind. Auch ist nicht berücksichtig, dass die demografische Entwicklung vermuten lässt, dass die Bevölkerungszahl zukünftig eher abnehmen dürfte.

Es ist nicht Aufgabe von 1621.sh diese Berechnung zu machen. Es wäre die Aufgabe der Politik, den Bürgern aufzuzeigen, in welche Richtung es geht und wie man das sich abzeichnende Problem lösen will.

Offene Punkte

In dieser Antwort konnte ich leider nicht auf die Bemerkung eingehen, was meine persönliche „Agenda“ betrifft. Dazu könnte ich nämlich ein Buch schreiben. Die von Ihnen beschriebenen Punkte kämen in dieser Form allerdings nicht vor.

Auch nicht besprochen wurde der Punkt Treenebad, welches keineswegs nur wegen den Hausbooten eine genauere Betrachtung verdienen würde. Stichwort: Sauna.