Rosenträume, Lampionfest und andere Veranstaltungen im Friedrichstadt.
Events auf Teufel komm raus!
Wenn es Petrus bloß immer so gut mit Friedrichstadt meinen würde. Dank dem schönen Wetter (in diesem Jahr…) standen die wichtigsten Veranstaltungen der Stadt, die Rosenträume und das Lampionfest, unter einem besonders günstigen Stern. Wie unsere Bilder zeigen, haben viele Einheimische und Gäste eine wunderbare Zeit auf dem Marktplatz verbracht und freuen sich vermutlich schon jetzt auf die nächsten Ausgaben. Ich möchte diesen Menschen die Freude nicht nehmen, allerding bin ich voller Hoffnung, dass die letzten Events in dieser Form waren.
Viele Besucher der Events waren begeistert. Aber was sagt uns das?
Wenn alle Besucher eine Veranstaltung in den höchsten Tönen loben, können die Veranstalter eigentlich nicht so viel falsch gemacht haben. Zumindest nicht in Bezug auf die Erwartungshaltung jener, welche um Ihre Meinung gefragt wurden oder diese gegenüber den Organisatorinnen von sich aus geäußert haben. Das ist aber wenig überraschend und muss noch lange nicht heißen, dass alle Interessierten diese Meinung teilen und dass anderslautende Ansichten deshalb falsch wären.
Würde man die Besucher eines Stierkampfes danach fragen, ob die eben besuchte Veranstaltung gut und sinnvoll war, bekäme man vermutlich ein ähnlich einheitliches Feedback…
An diesem Beispiel lässt sich leicht nachvollziehen, dass man bei der Beurteilung von Events den Blick etwas weiten sollte und sich zum Beispiel folgende Fragen stellen sollte:
- Was will man mit einer Veranstaltung bezwecken und wurden diese Ziele erreicht?
- Stimmen Aufwand und Ertrag in einem sinnvollen Verhältnis?
- Wer trägt den Aufwand und wer hat den Ertrag?
- Gibt es sinnvolle Alternativen zu dem bisherigen Weg und sind diese geeignet, das angestrebte Ziel besser, effektiver oder günstiger zu erreichen?
Eine Kosten/Nutzenanalyse für die Rosenträume und das Lampionfest??
Gut möglich, dass Sie nun denken, dass der Autor dieser Zeilen nun definitiv eine an der Waffel habe. Weshalb sollte man eine Tradition optimieren oder ein Fest einer Kosten/Nutzenanalyse unterwerfen? Muss denn alles kommerzialisiert, optimiert und rationalisiert werden? Nein, das muss es nicht.
Würde es sich bei den Events in Friedrichstadt tatsächlich um historisch gewachsenes Kulturgut handeln, müsste man das natürlich nicht. Tatsächlich handelt es sich bei den Rosenträumen und dem Lampionfest aber eben nicht um ein Kulturgut. Im Kern geht es bei beiden Anlässen einfach nur um Kommerz. Zumindest so, wie es sich aktuell darstellt.
Ziellos dürfen eigentlich nur Private agieren
Auch kein Thema wäre eine solche Diskussion oder Betrachtung, wenn die Organisation in privater Hand läge. Privat kann jeder tun und lassen, was er will (wenn die Gesetze dabei eingehalten werden). Denn für Unterlassungssünden (= verpasste Anpassungsprozesse) haftet in diesem Fall ggf. nämlich nur die unfähigen Organisatoren.
Bei den Friedrichstädter „Festtagen“ ist es jedoch so, dass die Organisation in den Händen der Stadt liegt (auch wenn de jure der Tourismusverein dafür verantwortlich zeichnet). Deshalb wird ein großer Teil der anfallenden Kosten durch die Stadt, bzw. durch Zwangsabgaben finanziert werden. Weil es nun einmal nicht die Aufgabe der Stadt ist, Events zum Wohle von x-beliebigen Gewerbetreibenden durchzuführen, sollte man sich sehr wohl Gedanken darüber machen, was man mit den investierten Ressourcen an Geld und Manpower erreichen will. Und mindestens so wichtig: Man sollte eine seriöse Erfolgskontrolle durchführen, um sicherzustellen, dass die gewünschten Ziele auch erreicht werden.
Lassen Sie sich von der Aussage – die Rosenträume würden sich selber tragen – nicht täuschen. Das stimmt nur dann, wenn man nicht alle im Zusammenhang mit der Veranstaltung stehenden Kosten berücksichtigt.
In den Veranstaltungen liegt Potenzial – schöpfen wir es aus!
In der kommenden Printausgabe des Stadtjournals „1621“ wird dargelegt, dass dies im Falle von Friedrichstadt nicht geschieht. Wir werden zeigen, dass die Stadt und das Gewerbe damit viel Potenzial verschenken. Das ist umso bedauerlicher, als es sich weder die Stadt, noch das Gewerbe leisten können, Chancen ungenutzt verstreichen zu lassen.
Wenn es gelingt die Rosenträume, das Lampionfest und alle anderen mehr oder weniger wichtigen Veranstaltungen zielgenauer zu planen und durchzuführen, bedeutet das für die Besucher und die Bürger nicht weniger Spaß und Freude. Im Gegenteil: Diese Anlässe könnten sinnlicher, schöner, lebendiger werden. Denn es geht bei einer Optimierung nicht zwingend um die alte Geschichte von „größer“, „besser“ und „weiter“. Es geht darum, das Richtige zu tun. Diesen Weg zu beschreiten lohnt sich immer. Auch wenn das Richtige am Ende „weniger“ bedeuten sollte.
Die Printausgabe von „1621“ kommt im Oktober in ihren Briefkasten.