Frage: Kein Zins auf der Bank! Was kann man tun, damit die Inflation das Vermögen nicht auffrisst?
Die Inflation in Deutschland dümpelt seit Jahren auf historisch niedrigem Niveau vor sich hin. So wie es aussieht ist sie nach einem kurzen Aufflackern im Herbst wieder auf deutlich gesunken. Trotzdem schmerzt die Teuerungsrate den Sparer, denn weil gleichzeitig keine Zinsen auf dem Sparkapital anfallen, verliert das Geld laufend an Kaufkraft. Was also sollte man tun? warten? In Aktien investieren oder das Geld dafür verwenden, um Schulden abzubezahlen?
Kein Zins? Das Ende der Zinsflaute wird kommen!
Die gute Nachricht vorneweg: Es scheint, als würde das Zinstief nicht ewig andauern. Die EZB hat das Ankaufprogramm für Staatsanleihen eingestellt. Damit ist der seit Jahren wichtigste Nachfrage für Staatsanleihen weggefallen, weshalb die Zinsen bereits einen Aufwärtstrend erkennen lassen. Bevor die Zinsen jedoch den Durchschnittsparer erreichen werden – und das ist die schlechte Neuigkeit – wird es unter Umständen noch Jahre dauern. Keine schöne Aussicht!
Denn auch bei einer tiefen Inflationsrate im Bereich von 1,5% verlieren die Bürger über die Zeit gesehen richtig Geld . Das tut weh! Kein Wunder also, dass sich die eine oder andere Anleger/in nach Alternativen umsieht.
Wie sehen die Alternativen aus? Aktien, Anleihen, Immobilien oder gar Bitcoins? Als Finanzplaner wird man in einer solchen Situation natürlich immer wieder nach seiner Meinung gefragt. Und als Finanzexperte weiß ich darauf selbstverständlich auch eine eindeutige Antwort: Es gibt aktuell keine Alternative zu Cash!
Kein Zins ist nämlich noch kein Grund in Panik zu geraten und riskante Anlageentscheide zu fällen:
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Immobilien
Dass die Immobilienpreise in den vergangenen Jahren rasant in die Höhe geschnellt sind, bedeutet nicht, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird. Wie ich in meinem letzten Finanzbeitrag bereits erläutert habe, ist es vielmehr sehr wahrscheinlich bis sicher, dass sich diese Blase beim kleinsten Zinsanstieg sehr schnell relativieren wird. Dies trifft insbesondere für B und C Lagen, wie sie in wirtschaftlichen Randgebieten in Nordfriesland zu finden sind, zu. Weil Immobilien meist mit Hilfe von Darlehen finanziert werden, ist das Risiko wegen des Hebeleffektes hier besonders groß.
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Wertpapiere
Anleihen und Aktien leiden ebenfalls unter steigenden Zinsen. Schon die Erwartung von steigenden Zinsen führt zu Kursverlusten. Und weil auch hier in der Vergangenheit große Gewinne erzielt wurden, wundert es nicht, wenn die Anleger im vergangenen Jahr an den Börsen fette Verluste eingefahren haben. Ob nach der Korrektur der Zeitpunkt gekommen ist, wieder günstig zuzugreifen? Garantiert nicht. Zwar ist nicht auszuschließen, dass sich die Kurse wieder erholen. Aber es spricht kurzfristig wirklich wenig dafür. Da die meisten Leser dieser Kolumne wohl keine Spekulanten sind, sollten Sie darauf nach verzichten, nach den fallenden Messern zu greifen. Es ist einfach keine gute Idee.
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Bitcoins und andere digitale Zahlungsmittel
Bitcoins? Auch die haben eine rasante Talfahrt hinter sich. So rasant, dass sich so manch ein geldgieriger Späteinsteiger an die besten Zeiten der Volksaktie erinnert haben dürfte. Bekanntlich dümpelt die Telekom auch heute noch in den Niederungen. Bei den Bitcoins kommt erschwerend hinzu, dass es nicht absehbar ist, ob sich die Pseudowährung am Ende tatsächlich durchsetzen wird. Zumindest das organisierte Verbrechen drückt den Blockchains die Daumen. Privatanleger sollten jedoch ihre Finger davonlassen – zumindest so lange, bis sie in der Lage sind die Funktionsweise des elektronischen Geldes zu erklären.
Der Anlagetipp des Finanzexperten: Risiko meiden!
Sie sehen, der Herr Finanzexperte weiß wenig Rat. Zumindest wenn es darum geht, überschüssige Finanzmittel neu anzulegen. Allerdings habe ich sehr wohl eine Idee, was Sie mit Ihrem Geld machen können: Bleiben Sie liquide!
Zwar bringt das Geld auf der Bank keinen Zins. Aber historisch gesehen ist das nicht etwa eine Ausnahmesituation, sondern die Regel (Siehe Tabelle einer früheren Publikation). Nach Abzug von Steuern, Gebühren und Inflation konnte man mit dem Sparkonto noch nie Geld verdienen. Zumindest nicht über dem Sparerfreibetrag. Man sollte sich also weniger um die fehlenden Bruttozinsen Gedanken machen, sondern über die möglichen Risiken. Und diese sind bei allen anderen Anlagen nicht etwa nur 1 -2 %, sondern um ein Vielfaches (bis zum Totalverlust) höher. Deshalb macht es einfach Sinn, sein Geld auf Sichtkonten zu lagern.
Wenn Sie über ein Vermögen jenseits der 100.000 EUR auf ihrem Konto haben, sollten Sie in Betracht ziehen, ihr Geld zu streuen. Denn auch Bankguthaben unterliegen einem Risiko. Und dieses Risiko ist seit der letzten Bankenkrise in Deutschland nicht kleiner geworden. Im Gegenteil.
Kein Zins, aber volle Flexibilität
Flüssige Mittel haben zudem den Vorteil, dass Sie auf sich ändernde Verhältnisse rasch und gezielt reagieren können. Etwa, weil sich etwa auf den Kapitalmärkten sichere Einstiegsmöglichkeiten bieten, um einmal ein positives Szenario zu beschreiben. Es gibt auch negative Beispiele, aber die sind aktuell einfach nur Spekulation.
Schulden zurückzahlen? Kann man machen. Würde ich aber nicht, wenn ich es mir leisten kann. Denn wer Schulden zurückbezahlt, hat zwar eine sichere Bruttorendite in Höhe des eingesparten Schuldzinses. Abzüglich der Inflation und einem allfälligen Steuervorteil (bei Vermietung), bleibt unter dem Strich aber nichts mehr übrig. Außerdem verliert man jede Flexibilität. Damit verpasst man unter Umständen nicht nur günstige Einstiegschancen, sondern kommt in Stress, wenn größere Investitionen anstehen.
Doch noch ein Tipp für eine sichere Investition
Apropos größere Investitionen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, dann sollten Sie Ihre Überschussliquidität in eine steuersparende Energiesanierung Ihres Wohneigentums investieren. Dann profitieren Sie zum einen von Zuschüssen und Steuervorteilen und zum andern von Einsparungen bei den Energiekosten. Gleichzeitig tun Sie etwas Gutes fürs Klima (und die Lebensbedingungen Ihrer Kinder) und sichern sich gegen steigende Energiekosten ab. Sicherer können Sie aktuell Ihr Geld kaum anlegen!
Informationen zum Thema Energiesparen:
Nachfolgend einige Informationsquellen zum Thema Energiesparen und Energieeffizienz. Kein konkreter Tipp, sondern eine Einstiegshilfe ins Thema.