Gedanken aus der Provinz

Was macht einen Profi aus?

Gestern hatte einer meiner Freunde Geburtstag, weshalb ich ihm diesen Beitrag widme. Natürlich nicht ihm als Person – denn was interessiert das Friedrichstadt? – sondern dem wofür er steht. Ehrlich gesagt hätte ich ihn auch ohne seinen Geburtstag hier aufgeführt und das hat Gründe. Denn mein Freund ist Notar in Berlin und als solches dick im Geschäft. Das klingt jetzt erst einmal merkwürdig, wenn man im Zusammenhang von einem Notariat von großen Geschäften spricht. Unsere Berufsvertreter in Friedrichstadt führen ja eher beschauliche Kanzleien. Mein Freund hingegen, schiebt eine große Nummer, denn er ist der Haus- und Leibnotar großer Immobilien-Trader. Bei solchen Trades geht es um unglaubliche Summen, wie sie sich sicher vorstellen können. Entsprechend dürften die Honorare sein – aber das ist eine ganz andere Geschichte und für Friedrichstadt ohne Belang.

Profis arbeiten gerne mit Profis

Was also hat ein Notar in Berlin mit Friedrichstadt zu tun? Nun, er hat seine großen Kunden nicht deshalb gewonnen, weil er einen besonders feinen Humor hat, gut zeichnen kann oder mit seinen Kunden gerne einmal ein Bier hebt. Nein, bei Immobiliengeschäfte geht es darum Geld zu verdienen und noch wichtiger, keines zu verlieren. Aus diesem Grunde setzen Profis auf Profis. Also auf Menschen, welche ihr Geschäft verstehen und über das Offensichtliche hinaus denken.

Bei Immobiliengeschäfte gibt es zwei Bereiche, welche für die Preisfindung verantwortlich sind. Den Substanz- und den Ertragswert. Der Substanzwert ist das, was man quasi bekommt. Das Handfeste. Der Ertragswert ist etwas abstrakt, denn er entsteht durch den Vergleich der möglichen Erträge und Gewinne mit anderen Vermögensanlagen wie Anleihen.

Privatpersonen und Anfänger betrachten nur die die Oberfläche. Sie gehen durch Räume und lassen diese auf sich wirken. Man öffnet die Fenster, schaut sich die Nachbarschaft an und überlegt sich, wie man das alles gestalten könnte. Danach betrachten sie die Mieterträge und überlegen, ob sich ihre Pläne damit finanzieren lassen. Im Idealfall liegen sie damit sogar einigermaßen richtig. Selbstverständlich ist das aber nicht.

Wer etwas von der Sache versteht, lässt es nicht dabei bewenden. Ein Profi schalten den emotionalen Bereich völlig aus. Hier wird nur gerechnet. Und zu diesen Rechnereien gehören auch Kosten, welche man auf den ersten Blick nicht sieht. Deshalb wird nicht nur die Substanz auf Herz und Niere geprüft, sondern auch die Geschichte der Immobilie. Deshalb beschränkt sich die Arbeit eines Rechtsanwaltes oder eines Notars im kommerziellen Immobiliensektor nicht darauf, den Handel zwischen den beiden Parteien zu besiegeln.

Teuer ist immer das, was man nicht sieht

Bei ernsthaft geführten Deals, wird auch die Geschichte der Immobilie geprüft. Denn über die Geschichte lässt sich das verborgene Risiko einer Liegenschaft abschätzen. Mein Freund und sein Stab sind also damit beschäftigt, möglichst tief in die Archive einzutauchen und nach Spuren zu suchen, welche den Substanzwert der Liegenschaft beeinflussen könnten.

Trotz dieser gründlichen Recherchen über die Historie einer Immobilie, sind die Profi-Verträge, welche einen Handel abschließen wesentlich dicker, wie das auf der Ebene von Amateuren der Fall ist. Denn die Vertragsparteien sichern sich für praktisch jeden denkbaren Fall mit speziellen Klauseln ab. Ein klassisches Beispiel für eine solche Klausel ist etwa, dass geregelt wird, wie das mögliche Vorhandensein von Kriegslasten behandelt wird. Oder wie bei verborgenen Umweltlasten verfahren wird.

Profis denken – Amateure lenken

Profis denken und rechnen. Amateure lassen sich von Ideen und dem großen Ganzen treiben. Sie kümmern sich nicht um Bedenkenträger und zeigen sich in der Regel beratungsresistent. Deshalb sind es eben Amateure. Solange sie mit ihrem Handeln eigenes Geld riskieren, ist das ja auch kein Problem. Und in den meisten Fällen geht es ja auch gut.

Doch hin und wieder kommt es zu bösen Überraschungen. Bei manchen muss man sich allerdings fragen, ob diese tatsächlich so unerwartet sind, wie nach außen hin dargestellt wird. Ob es nicht möglich gewesen wäre, auf der Basis historischer Erkenntnisse ein Gespür für mögliche Risiken zu entwickeln.  Andererseits: Was würde es nutzen, wenn die Entscheidungsträger nicht in der Lage sind ihre Pläne in Frage zu stellen? Nichts.

Warum ist mein Freund ein Profi?

Das juristische Studium ist kein besonders anspruchsvoller Studiengang. Um ihn erfolgreich zu absolvieren, braucht es nicht überdurchschnittlich viel Intelligenz und weder keine Fantasie noch Gestaltungskraft. Es braucht vor allem Fleiß. Das ist auch der Grund, weshalb ich selbst mit dem Gedanken gespielt habe, es nebenberuflich mit der Rechtswissenschaft zu probieren.

Allein die Erkenntnis, dass die eigentliche Herausforderung erst nach dem Studium kommt – etwa, wenn man den Schritt zum Anwaltspatent oder später zum Notar macht – hat mich davon abgehalten. Und das Wissen, dass ich nicht besonders fleißig bin und Auswendiglernen nicht mein Ding ist.

Ohne eine solche Zusatzausbildung ist man als Jurist aber nur eine bessere Bürofachkraft. Unfähig komplexe Rechtsthemen zu überblicken und zu bearbeiten.

Warum erzähle ich das hier? Weil ich Ihnen den Unterschied zeigen möchte zwischen professionellem Denken und stümperhaftem Handeln.

Gierige Leute suchen sich besonders kompetente Hilfe

Professionelle Immobilien-Entwickler sind zwar in der Regel gierig darauf, ihren Gewinn einzufahren. Sie würden sich allerdings niemals von ihrem Ziel – möglichst hohe Gewinne, in möglichst kurzer Zeit – blenden lassen. Deshalb klopfen sie alle Risiken ab und geben sich nicht mit der Meinung studierter Sachbearbeiter*innen zufrieden, sondern sind gerne bereit den Aufschlag für echte Profis zu bezahlen. Das ist das Geschäftsmodell meines Freundes.

Amateure hingegen berauschen sich an ihren Ideen. Sie blenden alles aus, was ihr großes Bild stören könnte. Sie bewegen sich wie Dampfwalzen im Verkehrsgarten. Hauptsache ist, sie erreichen ihr Ziel. Natürlich lassen sich Amateur auch beraten, allerdings nur von Menschen, welche ihre Meinung entweder teilen oder devot allem zustimmen. Die Vielzahl an Menschen auf diesem Planeten erlaubt es ihnen, für jede noch so krude Idee jemanden zu finden, welcher dieses Bedürfnis befriedigt. Zur Not geht man auf Facebook. Dort findet man mit Sicherheit Bestätigung.

Solange die Amateure eigenes Geld riskieren, sei ihnen ihre selbstsüchtige Eitelkeit vergeben. Geht uns ja auch nichts an. Wenn Sie jedoch die Mittel der Allgemeinheit riskieren, sollten Sie sich an einen Profi wenden. Gerne auch eine Frau. Das einzige relevante Merkmal, welche eine solche Person zu erfüllen hat, ist weder abhängig vom Geschlecht, der Nationalität, der Hautfarbe oder der Parteizugehörigkeit. Das einzig relevante ist Kompetenz.

Zum Titelbild: Das Bild des Astronauten Aldrin hat natürlich weder etwas mit dem Text, noch mit Friedrichstadt zu tun. Ich habe es nur deshalb gewählt, weil mein Freund exakt dieses Bild als Hintergrund seines Smartphones verwendet. Quasi Homage.

Ein ganz anderes Thema:

Neulich im Lokalblatt

Treenefeld Aktivpark Profi

In diesem Beitrag findet sich eine interessante Aussage der Bürgermeisterin und Ihrer Kollegen, welche man sich vielleicht für den einen oder anderen Zusammenhang merken sollte:

Zitat aus der SHZ vom 3. Juni

(Screenshot der SHZ)

Wir danken dem Kollegen von der SHZ, dass sie diese Aussage zu Protokoll genommen hat. Offensichtlich spielt in Friedrichstadt der Tourismus doch nicht die Rolle, wie uns die Bürgermeisterin und die Vertreter der Stadtverordnetenversammlung immer weismachen wollen… (Womit sie ja Recht haben, wenn man die entsprechenden Studien liest).