Geschäftsmodell Tourismus (4. Teil)
Staatlich initiierte Mangelwirtschaft
Friedrichstadt gibt sich stolz auf sein kulturelles und architektonisches Erbe. Wer die kleine Stadt einmal besucht hat und sich etwas mit der Geschichte beschäftigt hat, kann das verstehen. Es ist ein kleines Juwel. Kein Wunder versuchen die Verantwortlichen daraus Kapital zu schlagen, um die Stadt als Tourismusziel zu vermarkten. Ein Geschäftsmodell, das zwar naheliegend ist, aber unter den gegebenen Bedingungen nicht funktionieren kann. Zeit das Ganze zu überdenken.
Teil 1: Arbeit um jeden Preis?
Gute Politik legt die Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung einer Region. Sie hilft den Menschen sich durch Bildung wettbewerbsfähig zu machen, sorgt für eine geeignete Infrastruktur und schafft Rechtssicherheit. Mehr braucht es nicht.
Schlechte Politik hinkt bei allem vorher Genanntem hinterher, reguliert jede Initiative von Unternehmen und Unternehmer/innen zu Tode und versucht sich selber als Unternehmer. All das endet früher oder später in einem Desaster.
Trotzdem entscheidet die Politik, welche Form von Wirtschaft in welchen Gebieten gefördert werden soll. Je verzweifelter die Ausgangslage der betreffenden Region, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich für Tourismus entscheidet. Warum?
Ziel der Politik ist es, Arbeitsplätze zu schaffen und die Leute in Lohn und Brot zu bringen. Koste es, was es wolle. Denn das Fehlen von Arbeitsplätzen hat zahlreiche unterwünschte Folgen:
- politische Instabilität
- fehlende Einnahmequellen
- hohe Sozialkosten
- Etc.
Warum der Staat den Tourismus fördert
Tourismus ist für staatliche Interventionen deshalb so geeignet, weil die Einstiegshürden relativ tief liegen. Es ist sehr viel einfacher ein Hotel hochzuziehen, wie eine neuartige Schmerzpille zu entwickeln, zu produzieren und zu vermarkten.
Dass die erzielbaren Einkommen hier nicht besonders hoch sind, nimmt die Politik billigend in Kauf. Denn aus ihrer Sicht ist wenig Einkommen besser, als kein Einkommen. Kann man so sehen. Muss man aber nicht.
Um zu verstehen was ich meine, sollten wir einmal die Einkommensmöglichkeiten in der Hotellerie betrachten:
Beispiel: Vergleich zwischen einem/einer Hotelfachangestellten/m und einer/einem Bankangestellten in Friedrichstadt.
Hotel:
Bank:

Quelle: gehalt.de 11/2017
Mit der Qualifikation der Mitarbeiter lässt sich der Unterschied nicht begründen. Bankangestellte sind weder besser geschult, noch tragen sie eine höhere Verantwortung. Im Gegenteil. Wir dürfen davon ausgehen, dass das Gros der Bankangestellten eine eher eintönige, intellektuell eher wenig fordernde Aufgabe hat. Der Unterschied lässt sich nur durch die Wertschöpfung, besser die Branchenmarge ableiten.
Übrigens: Ein Hotelfachmann/frau in Friedrichstadt verdient unterdurchschnittlich. Der bundesweite Branchenschnitt liegt rund 13% höher. Auch dies ist ein Hinweis darauf, dass die auch die Marge im Tourismusgeschäft von Friedrichstadt eher unterdurchschnittlich ist.
Nun ist es nicht so, dass Hotels und Restaurants in Friedrichstadt ihre Mitarbeiter aus Geiz und Raffgier knapphalten. Der Grund ist, dass ihre Marge keine höheren Gehälter zulässt. Die Einkommensmöglichkeiten der Angestellten sind also ein Spiegel der allgemeinen Ertragskraft der Branche. Diese ist unterdurchschnittlich (weshalb das so ist, können Sie hier nachlesen).
Das ist übrigens kein typisches Friedrichstädter Phänomen. Wir können es überall in der Welt sehen. Typisch Friedrichstadt ist jedoch die Tatsache, dass die eh schon tiefen Brancheneinkommen noch unterschritten werden. Und dieses Problem ist hausgemacht.
Teil 2: Verpasste Chancen
Innerhalb des Tourismus gibt es eine Spreizung. Plakativ gesprochen: Es gibt Sylt und es gibt Friedrichstadt. Jeder Ort hat die Besucher, die er verdient. Dass Friedrichstadt eher die Krümel des Tourismuskuchens abbekommt, liegt nicht alleine an der fehlenden Nähe zum Meer. Es liegt in allererster Linie an einem Angebot, welches nicht wertig genug ist, um Menschen zum Bleiben und zum Geldausgeben anzuregen.
So ist das mit der Wirtschaftsförderung: Die Politik und der Staat können bestenfalls die Grundlage legen. Die eigentliche Wirkung entsteht aber, indem Bürger, Unternehmer, Geschäftsleute und Hausbesitzer die Initiative ergreifen und die Dinge ins laufen bekommen. Eigeninitiative und Geschäftssinn machen den Unterschied.
Eigenverantwortung – Die Last der freien Marktwirtschaft
Wie bereits in meinem letzten Beitrag gesagt: Ich halte es für einen Fehler, wenn sich Friedrichstadt auf den Tourismus fokussiert. Dieses Geschäftsmodell ist nicht wirklich lohnend.
Doch wenn man alles auf eine Karte setzt, dann sollte man seine Arbeit richtig machen. Im Fall von Friedrichstadt sehe ich einige wenige Unternehmer/innen, welche einen richtig guten Job machen. In der Summe verdient Friedrichstadt in Sachen Tourismus jedoch einen hinteren Platz im Wettbewerb der attraktivsten Tourismusdestinationen. Der Lohn für die schlechte Klassierung sind unterdurchschnittliche Erträge und Gehälter. Das sollte man nicht so stehen lassen!
In der nächsten Folge möchte ich mich vertieft mit dem Geschäftsmodell „Tagestourismus“ auseinandersetzen. Wo stehen wir? Was kann man sich sparen? Was kann man besser machen? Bleiben Sie dran.