Kommentar

Friedrichstadt, die Stadt der Toleranz und Maskenpflicht

Seit Montag, den 2. November gelten in Deutschland verschärfte Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona Virus. Die längst überfällige Regelung wurde auf nationaler Ebene zwischen den Ministerpräsidenten ausgehandelt. Die eigentliche Durchführung erfolgt auf Landesebene, wobei in vielen Bereichen die konkreten Verantwortlichkeiten auf Kreisebene liegen. So auch in der Frage der Maskenpflicht im öffentlichen Raum. Hier gibt der Entscheid des Landrates Anlass zur Diskussion, weil er es als hilfreich ansieht, die Prinzenstraße, die Prinzeßstraße, die Kirchstraße und den Marktplatz mit einer Maskenpflicht zu belegen. Wie konnte es so weit kommen? Und noch wichtiger: Wie schützt man sich in diesen Zeiten richtig?

Mehr als ein halbes Jahr nach Ausbruch der Pandemie stellen wir fest, dass das größte Problem der Covid-19 Pandemie in erster Linie die Unwissenheit ist. Das wird auch noch eine ganze Weile so bleiben, bis es der Wissenschaft gelungen ist, den Virus, seine Wirkungsweise, die Wirkung auf unseren Organismus und seine Schwächen zu entschlüsseln. Auf dass wir ihn bekämpfen können.

Bis dem so ist, sollten wir dem Wissen, was wir bereit haben, einigermaßen vernünftig umgehen. Das ist gar nicht so schwer. Wenig hilfreich sind in diesem Zusammenhang allerdings Maßnahmen, welche nichts bewirken, sondern in der Bevölkerung einfach nur bewusst oder unbewusst in einen Panikmodus versetzen. Etwa, indem man aus Unwissenheit oder Dummheit eine Maskenpflicht in entvölkerten Straßen verkündet.

Was genau wissen wir?

Wissenschaftlich haben wir natürlich wenig beizutragen. Die wenigsten von uns haben wirklich fundierte Kenntnisse in Virologie oder Epidemiologie. Ist auch nicht notwendig. Uns reicht ein fundiertes Basiswissen.

  1. Was schützt gegen eine Infektion?
  2. Wie können wir uns zusätzlich schützen?

Der menschliche Körper ist in der Regel gegen Angriffe von außen gut gewappnet. Sein körpereigenes Abwehrsystem wehrt die allermeisten Angriffe von Krankheitserregern sicher ab. So sicher, dass Sie das unter normalen Umständen gar nicht merken. Allerdings sind seine Abwehrkräfte begrenzt: Übersteigt der Angriff ein gewisses Maß, ist er überfordert und wird krank. Manchmal schafft er es, seine Abwehrkräfte zu sammeln und in einem Großangriff die Eindringlinge zurückzuschlagen. Manchmal schafft er es nicht. In diesen Fällen ist er entweder auf Hilfe von außen (Medizin) angewiesen oder er trägt dauerhaften Schaden davon.

Wir wollen uns aber nicht mit den Folgen, sondern mit dem Erstangriff beschäftigen. Je kleiner die Dosis, desto geringer die Wirkung. Ein Minimalkontakt mit dem Covid-19 macht uns noch nicht krank. Es braucht also eine gewisse Mindestmenge an Erregern, bis es für uns Folgen hat. Und (soviel weiß man inzwischen): Es ist nachteilig, wenn man den Käfern die Arbeit erleichtert, indem man sie tief einatmet.

Alles in allem muss man nicht Wissenschaftler*in sein, um daraus die richtige Konsequenz zu ziehen. Man muss nicht einmal etwas von Virusinfektionen verstehen. Es reicht, die Grundrechenarten und das Dreisatzrechnen zu beherrschen.

Was bedeutet das?

Keine der nachfolgenden Maßnahmen schützt vor dem Krankwerden. Ausnahmslos alle sorgen aber dafür, dass die Wahrscheinlichkeit krank zu werden sinkt.

  • Kontakte reduzieren – Proportionale Wirkung
  • Verzicht auf Sport in der Gruppe – Starkes Ausatmen und tiefes Einatmen
  • Aus- und Einatmen kontrollieren – Reduziert die Gefahr andere anzustecken und das Risiko schwer krank zu werden – mehr oder weniger proportional
  • Maskentragen – Reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass Viren eindringen und noch wichtiger, tief eindringen. Unterproportionale Wirkung bei der Wahrscheinlichkeit, vermutlich proportionaler Effekt, bei Verminderung der Heftigkeit des Verlaufs einer Erkrankung.
  • Maskentragen – Reduziert etwas den Ausstoß etwas, vor allem aber die Reichweite. Proportionale Wirkung

Was können wir aus diesem Wissen schließen?

Weshalb ist das wichtig? Zum einen, weil es uns erlaubt die Wirkung von Maßnahmen der Verantwortlichen beurteilen. Und auf das andere kommen Sie vermutlich selbst (hat etwas damit zu tun, dass Sie frei von Angst und Stress durchs Leben gehen können). Aber zurück zum Einen:

Unter freiem Himmel hat es das Virus schwer, die notwendige Konzentration zu erreichen, welche für eine Ansteckung nötig ist. Je stärker es windet, je kleiner das Risiko. Das eh schon sehr kleine Risiko sinkt noch weiter, wenn die Begegnung nur sehr kurz ist. Wenn Sie jetzt noch etwas Abstand halten, wird aus Null Risiko, richtig, Null Risiko.

Wieviel ist 10% von Null? Null! Genau deshalb hat es keine Wirkung, wenn man in einer Straße, welche normalerweise mit Wind gesegnet ist und praktisch keinen Personenverkehr aufweist eine Maske trägt.

Eine Maskenpflicht auf den Friedrichstädter Straßen – egal in welcher – bringt schon während der Saison sehr wenig. Im November ist sie aber absolut lächerlich. Persönlich finde ich sie sogar verantwortungslos, weil sie auf der einen Seite unnötige Ängste schürt. Auf der anderen Seite untergräbt es die Glaubwürdigkeit der Behörden.

Den Landrat trifft in dieser Frage wenig Schuld. Verantwortlich sind jene lokalen Stellen, welche die Zonen vorgeschlagen haben. Über die Gründe, welche dazu geführt haben, kann man nur spekulieren. Mit Kompetenz hat das Ganze, wie Sie sicherlich vermuten, nichts zu tun.

Friedrichstadt – die Stadt und die Toleranz für alle Fälle

Dazu passt, was man in der SHZ vom 3.11.2020 lesen konnte:

Friedrichstadt war schon immer eine Stadt der Toleranz und des Miteinanders. So ist es für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir alles tun, um einander zu schützen.

Diese Plattitüde steht für alles, was in dieser Stadt falsch läuft. Statt sich fundierte Gedanken zu machen und den Dingen auf den Grund zu gehen, schiebt man den ewig gleichen Satz über den Tisch. Das Problem: Es ist ein Slogan aus dem Marketing. Solange man sich dessen bewusst ist, kein Problem. Wenn man einen selbsterschaffenen Mythos jedoch als Grundlage für irgendwelche Entscheidungen nimmt, wird es gefährlich. Und genau dies geschieht in Friedrichstadt regelmäßig.

Aber das ist im konkreten Fall nicht das Schlimmste, was ich in diesem Beitrag gelesen habe.

Gemäß der Bürgermeisterin gehört es zur Verantwortung einer jeden Person, sich um den Schutz von sich und anderen zu kümmern. Dagegen gibt es nichts einzuwenden, da es ein Allgemeinplatz ist, den man immer und überall anbringen kann. Allerdings lässt sie es nicht dabei bewenden. Laut SHZ soll sie gesagt haben (Zitat*): „Auch auf der Straße die Maske zu tragen ist zumutbar und sollte vielleicht auch einmal ohne ständige Kritik – einfach als Vorsichtsmaßnahme – angenommen werden.“

Maskenpflicht, wo Maskenpflicht wirkt

Darauf möchte ich wie folgt antworten: Maskenpflicht ist zumutbar. In vielen Ländern Asiens tragen die Menschen seit Jahre Masken, ohne dabei sichtbaren Schaden davonzutragen. Selbstverständlich ist es deshalb zumutbar eine Maskenpflicht auszusprechen, wenn es Sinn macht.

Leider ist es aber wie in der Geschichte „Der Schäfer und der Wolf“. Wenn man die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung mit sinnlosen Maßnahmen überstrapaziert, wird man im wirklichen Ernstfall viel von ihrer Opfer- und Leidensbereitschaft aufgebraucht haben. Aber so ist das mit unserer Bürgermeisterin: Als geborene Führungspersönlichkeit trifft sie Entscheidungen, wenn Entscheidungen zu treffen sind. Egal welche. Hauptsache es wird entschieden.

Heute, dem 4. November habe ich übrigens beobachtet, wie eine angesehene Persönlichkeit des öffentlichen Lebens der Stadt am Markt, also im Bereich der Maskenpflicht, ohne Maske im Gesicht unterwegs war. Hat sich vermutlich noch nicht überall rumgesprochen, das mit der Zumutbarkeit …

Ja, die kurzen Wege sind die schwierigsten.

Maskenpflicht Friedrichstadt Dieses Zitat habe ich der SHZ vom 3.11.2020 entnommen. Es ist im Glauben geschehen, dass die SHZ diese Aussage nicht erfunden hat. Ich gehe deshalb davon aus, dass Stadt und Bürgermeisterin 1621.sh für einmal nicht verklagen.

Nachtrag:

Ziemlich interessant ist übrigens der Titel des Beitrages in der Husumer:

Corona in Friedrichstadt:

Geschäftsleute:“Für uns kommt die Maskenpflicht zu spät!“

Einfach zur Klarstellung: Die Maskenpflicht in den Straßen wurde nicht für die Geschäftsleute gemacht. Die waren nämlich bereits vorher durch die Maskenpflicht in den Läden geschützt. Auf der Straße schützt man die Passanten.

Vielleicht ist es darum gut, dass die inhabergeführten Geschäfte geschlossen sind (…). Dann können diese Inhaber nun auch vom vermehrten Schutz in den Straßen profitieren!

Apropos inhabergeführte Geschäfte: Wir in Friedrichstadt können uns in Bezug auf die Regelungen rund um die Covid-19 Pandemie nicht beklagen. Es gibt allerdings zahlreiche Einzelunternehmer und Kreative, welche gerade richtig unter die Räder kommen. Das sind echte Probleme. Die Maskenpflicht, ob mit oder ohne Sinn, ist kein wirkliches Thema dagegen.