Правда
Gute Qualität hat ihren Preis – aber ist sie diesen auch wert?
Dass die Qualität der Lebensmittel in Deutschland im Vergleich zum europäischen Vergleich eher bescheiden ist, liegt zu einem guten Teil an dem hierzulande geltenden Preisniveau. Nicht erst seit dem Aufkommen der Klimadiskussion wird diese Preispolitik von Umweltverbänden kritisiert. Das gängige Argument dabei ist, dass Qualität ihren Preis habe. Und wenn man eine ökologische Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion wünsche, müssen man eben tiefer in die Tasche greifen.
Höherer Preis – kleinere Mengen – gleiche Ausgaben
Wenn man den höheren Preis durch eine kleinere Menge kompensiert, profitieren alle:
- Unsere Landwirte, welche für gute Arbeit fair bezahlt werden.
- Die Nutztiere, weil sie dann zumindest artgerechter gehalten werden können.
- Böden und Gewässer, weil weniger Schadstoffe eingetragen werden.
- Das Klima, weil weniger C02 und noch schlimmer, Methan produziert wird.
- Die Konsumenten, denen im Schnitt ein paar Pfunde auf den Rippen gesundheitlich gut anstehen würden. Zudem würde der Verzicht an Masse, durch einen Zugewinn an geschmacklicher Klasse vermutlich mehr als ausgeglichen.
- Für den Handel wären sinkende Mengen unproblematisch, weil diese durch steigende Preise ausgeglichen werden.
Qualität hat ihren Preis, aber die Investitionen rechnen sich also. Schon heute greifen deshalb bewusst lebende Zeitgenossen auf Produkte zurück, welche sich nicht in der untersten Regalreihe, sondern auf Augenhöhe befinden. Oder sie gehen in einen Bio-Laden, um sich dort mit Lebensmitteln von höchster moralischer und geschmacklicher Güte einzudecken.
Nur stimmt das tatsächlich?
Konsumenten und Konsumentinnen können ihr Konsumverhalten zwar den Zeichen der Zeit anpassen. Schlussendlich sind sie jedoch darauf angewiesen, dass die ihnen zur Verfügung stehenden Informationen auch tatsächlich stimmen. Eine Überprüfung der Fakten ist ihnen in aller Regel unmöglich. Ob also im Bio-Laden tatsächlich alles Bio ist und hinter einem Qualitätslabel auch tatsächlich die versprochene Qualität steckt, bleibt leider allzu oft im Dunkeln.
Ist der Preis ein verlässlicher Indikator?
Dass ein hoher Preis nicht zwingend für eine bessere Qualität steht, ist hinlänglich bekannt. Der Preis ist nicht zuletzt ein Marketinginstrument. Das Framing, sei es durch ein gelungenes Design, einen wahren oder erfundenen Mythos oder einen versprochenen (und doch selten gehaltenen) Zusatznutzen haben einen größeren Einfluss auf den Verkaufspreis, als auf die zugrunde liegenden Löhne, den Umweltschutz oder die Tierhaltung. Der Preis alleine ist also kein verlässlicher Indikator, ob wir uns hinsichtlich einer verantwortungsbewussten Ernährung auf dem richtigen Weg befinden,
Genau dies zeigt wieder einmal eine Studie, welche die Die International Olive Foundation (IOF) jüngst veröffentlicht hat. Geprüft wurden 183 «Extra Vergine» deklarierte Olivenöle aus dem Schweizer Einzelhandel. Bei «Extra Vergine» handelt es sich um naturbelassenes Öl. Für dieses gelten strenge Kriterien und es ist in der Regel auch teurer als «herkömmliches» Olivenöl.
«Extra Vergine»?
Das Fazit ist niederschmetternd: 80 Prozent der untersuchten Öle erfüllten die gesetzlichen Anforderungen nicht. Und dabei spiele es überhaupt keine Rolle, ob sich um besonders teure oder spezielle (z.Bsp. biologische) Öle gehandelt hat.
Qualität hat ihren Preis, aber der Preis steht leider nicht automatisch für Qualtität
Rund 25% der Öle eigentlich ungenießbar
Besonders erschreckend: Bei rund einem Viertel der getesteten Produkte handelt es sich sogar um sogenanntes Lampantöl, das so gar nicht mehr hätte verkauft werden dürfte, da es für den Verzehr nicht geeignet ist.
Gemäß den Verantwortlichen der Studie bedeutet dieses Ergebnis weder, dass nun alle durchgefallenen Öle schlecht seien. Sie entsprechen einfach nicht der versprochenen Güte. Außerdem stecke hinter den Mängeln nicht zwingend eine böswillige Täuschung oder eine unsaubere Produktion. Auch das Lagern und das Alter habe einen bedeutenden Einfluss.
Die Politik ist gefordert
Wenn möglichst viele Konsumenten und Konsumentinnen auf eine ökologisch und gesundheitlich vernünftige Ernährung umstellen sollen, muss garantiert sein, dass die Behauptung „Qualität hat ihren Preis“ durch den Zusatz „Glaubhaft kontrollierte Qualität“ ergänzt wird. Wenn Qualitätslabel ihre Versprechen nicht halten, ist das eine denkbar schlechte Voraussetzung für einen Kulturwandel im Einkaufsverhalten. Es ist offensichtlich, dass dieser allein durch Selbstverpflichtung nicht erreicht wird. Es wäre die Aufgabe der Politik, sinnvolle Kontrollmechanismen zu entwickeln und diese dann auch durchzusetzen.
Weniger nützt trotzdem
Qualität hat ihren Preis, aber ganz ungeachtet von der Diskrepanz zwischen Erwartung und Leistung, bleibt auf jeden Fall der Vorteil, dass das Weniger für alle einen Mehrwert bringt. Wenn Sie also den Mehrpreis durch einen Minderkonsum kompensieren, bleiben die wichtigsten Vorteile erhalten. Schöner wäre natürlich, wenn man die volle Leistung erhielte, aber so ist die Welt offensichtlich nicht gestrickt.
So oder so führen tiefe Lebensmittelpreise dazu, dass der Kostendruck auf die Produzenten dazu führt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Täuschung oder eines Betruges steigt.
Anmerkung: Bei den geprüften Olivenölen handelt es sich zwar um Schweizer Angebote. Diese dürften aber erfahrungsgemäß dem deutschen Angebot zumindest ebenbürtig sein.
Weitere Informationen:
Ankündigung
Eine alte Kaufmannsregel besagt: Im Einkauf liegt der Gewinn. Diese Regel gilt nicht nur für den Handel, sondern auch für den verantwortungsbewussten Konsum. Hier liegt der Gewinn nicht in einer besonders günstigen Preisspanne, sondern in einer gesünderen Ernährung, einer geringeren Belastung der Umwelt und einem ethischen Umgang mit den Nutztieren.
Uns von 1621.sh liegt dieser Ansatz sehr am Herzen. Es ist die einfachste und attraktivste Möglichkeit, etwas für die Umwelt und das Wohlergehen der Nutztiere zu tun. Sie werden deshalb in Zukunft nicht nur immer wieder mit Informationen versorgt, wir werden bei sich bietender Gelegenheit auch passende Einkaufsmöglichkeiten organisieren.