Als sich Miriam Schild 2016 als Schülerpraktikantin bei Maria Ziaja in der Keramikwerkstatt tonalto bewarb, konnte niemand ahnen, dass ihre Leidenschaft für das Kreative einmal in die Ausbildung in einem seltenen Beruf münden würde. Zeichnen und Malen hatte bis dahin oberste Priorität im Leben der gerade 16 jährigen. Im Rahmen des Praktikums „funkte“ es dermaßen, dass Miriam im darauffolgenden Sommer einige Male freiwillig nach Friedrichstadt kam, um in der Werkstatt mit zu helfen. Talent und Engagement war schnell ersichtlich, und so bekam sie im September 2017 die viel nachgefragte freiwerdende Lehrstelle bei tonalto. Eine Keramikerausbildung ist jedoch keineswegs meditativ, wenn es auch auf viele Besucher im Laden so wirken mag. Lang anhaltende Konzentration, Genauigkeit, viel, viel Training an einzelnen Formen Ausdauer und Kraft sind gefordert. Auch Frust, wenn´s mal nicht so klappt, und ungeliebtere Tätigkeiten, wie etwa das anstrengende Schleifen von Schrüh- und Glattbrandware von Hand oder die Tonentsorgung, das Vorwaschen der Werkstatthandtücher oder die tägliche Reinigung des Arbeitsplatzes, gehören dazu. Auch in den Ladendienst und in die Kundenberatung werden tonalto-Azubis ganz selbstverständlich eingebunden. Nun sind drei Jahre kompakte, intensive Lehrzeit im Dualen Bildungssystem SH um, und Miriam ist nicht nur zu einer bestens ausgebildeten Keramikerin sondern auch zu einer jungen Frau mit eigenen Zukunftsplänen gereift.

Wir haben Miriam und Maria jeweils eine Frage gestellt:

Neu-Gesellin Miriam Schild mit Maria Ziaja, ihrer Ausbilderin. Daneben die Gesellenstücke.

„Miriam, was waren zurückblickend die wichtigsten Erfahrungen Deiner Lehrzeit?“

„Etwas mit den Händen komplett selbst zu formen, sehen zu können, wie ein Gefäß entsteht. Jeden Schritt, der dazu erforderlich ist, mitzuerleben. Außerdem die eigenen Fortschritte, die man macht, zu spüren und am Werkstück zu sehen. Und zu guter Letzt auch eigene Ideen umsetzen zu können, wie z.B. bei meinen freien Gesellenstücken. Es ist schon ein unbeschreiblich gutes Gefühl, diese in Händen halten zu können. Darin sieht man die 3 Jahre Übung und Ausbildung, die erforderlich waren, um am Ende auf ein so feines und zufriedenstellendes Ergebnis zu kommen.“

Ein in der praktischen Prüfung frisch gedrehter Krug wird aufgeschnitten und die Wandstärken überprüft…

„Maria, was hat Dich an Miriam am meisten beeindruckt in den letzten drei Jahren?“

„Vieles! Miriam hat von Anfang an alles aufgesaugt und umgesetzt, was ich gesagt oder vorgegeben habe. Dabei hat sie ihre Fähigkeiten kontinuierlich weiterentwickelt. Sie war lernbegierig aber auch geduldig mit sich selbst, denn Ausbildung hat auch mal „Dellen“, weil nicht alles auf Anhieb klappt. Sie hat sehr bald meine keramischen Formen „verstanden“ und vor allem richtig mitgezogen, wenn größere Aufträge mit starkem Zeitdruck anstanden. In Ihrer Lehrzeit ist sie dazu vom Teenager zur jungen Frau gereift. Ich muss an dieser Stelle auch Miriams Eltern einen großen Dank aussprechen, die nicht nur ihre Tochter zu 100%  sondern auch oft mich immer mal wieder durch Tatkraft und gute Kommunikation unterstützt haben.“

Davon was Miriam nach ihrer Ausbildung machen wird, hat sie noch keine ganz klare Vorstellung. „Erstmal stehen Urlaub und Führerschein machen an,“ sagt sie. „Ein Kunststudium, wäre eineweitere Option, aber darüber muss ich erst noch weiter nachdenken…“ Maria würde sie natürlich gerne in irgendeiner Form als Gesellin weiter beschäftigen, zumal sie die erste junge Auszubildende über die volle Ausbildungszeit von 3 Jahren war. „Sie hat von mir alles gelernt, was Sie braucht, um im Handwerk richtig gut zu starten“, resümiert Maria, „aber sie ist noch jung, und darf natürlich auch ihren eigenen Weg finden und gehen. Jammerschade wäre es, wenn sie der Keramiker-Zunft verloren gehen würde. Wir brauchen guten Nachwuchs!“

Miriam Schild hat übrigens am 27. 8. ihre Gesellenprüfung vor der HWK Flensburg mit der Note „Gut“ bestanden. Wir dürfen gespannt sein, welchen weiteren kreativen Weg sie gehen wird, und wir wünschen ihr alles Gute und viel Glück für die Zukunft.

 

Text: Markus Jung für 1621.sh