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Was Friedrichstadt für das Gewerbe tun könnte (und was nicht)
In einem vorangegangenen Beitrag war die Wirtschaftsförderung der Stadt das zentrale Thema. Das durfte man wortwörtlich nehmen, denn es ging um die (Gast-)Wirtschaft. Aufhänger war eine geplante Aktion, welche sich an Gastronomen richtet. Ich habe dabei meine Zweifel thematisiert, ob August wirklich der richtige Zeitpunkt zum Start eines solchen Projektes ist. Und ich habe die Meinung vertreten, dass die Stadt eigentlich keine Kompetenz darin hat, Wirtschaftsförderung zu betreiben. Das bedeutet aber nicht, dass eine Gemeinde überhaupt nichts für das Gewerbe tun könnte. Ganz im Gegenteil.
Die Wirtschaft ist ein zentrales Element einer modernen Gesellschaft. Läuft´s haben die Menschen Arbeit und sind zufrieden. Läuft´s nicht, kämpfen sie um ihre Existenz und machen die Politik dafür verantwortlich. Kein Wunder also, versucht die Politik Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung zu nehmen. Das gilt für Mandatsträger/innen auf allen Ebenen.
Politik hat Einfluss – aber nicht so wie sie glaubt
Dabei wird der positive Einfluss der Politik auf eine (nachhaltige) wirtschaftliche Entwicklung maßlos überschätzt. Wahre Prosperität entsteht nicht durch Steuerungsmechanismen des Staates, sondern durch findige Köpfe, persönlichen Einsatz und mutige finanzielle Entscheidungen (sprich Risikobereitschaft). Ohne diese Elemente läuft nichts.
Umgekehrt steht der Politik aber ein wahres Füllhorn an Möglichkeiten offen, wirtschaftlichen Wohlstand zu verhindern:
- Fehlende Rechtssicherheit
- Übermäßig hohe Steuern
- Restriktive gesetzliche Rahmenbedingungen
- Einschränkung der Gewerbefreiheit
- Protektionismus
- Vernachlässigung von Bildung
- Bürokratie
- Fehlende Infrastruktur
- Fehlende Ressourcen (Energie, Wasser, etc.)
- Isolation / fehlender Austausch
- Widerstand gegen technische Veränderungen
- Subventionierung von Technologien der Vergangenheit
- Verhinderung der Bestrafung von Marktexzessen (Übertreibungen)
- Fehlanreize
Wirtschaftspolitik ist also ein eigentliches Minenfeld. Während gute Entscheidungen nicht automatisch zu wirtschaftlichem Erfolg führen (weil es dazu immer noch UnternehmerInnen mit Ideen braucht), führen Fehler sofort zu einer Schwächung des Standortes. Für PolitikerInnen ist das hart zu akzeptieren.
Zurück zur Kommunalpolitik.
So lange die Liste der möglichen Fehler ist. Man kann aus ihr auch Erkenntnisse für eine einfache, aber gelungene kommunale Wirtschaftsförderung gewinnen. Nämlich, in dem man die Fehler vermeidet und bestehende Fehler im System durch persönliches Engagement kompensiert. Wir werden sehen, dass man damit viel für das Gewerbe tun kann.
Um zu verstehen, was ich damit meine, muss man sich eine einfache Frage stellen: Was erwarten Industrie und Gewerbe in aller erster Linie? Dass man sie in Ruhe arbeiten lässt. Dass sie sich mit möglichst wenig betriebsfremden Dingen beschäftigen müssen.
Darüber hinaus möchten sie natürlich möglichst wenig Steuern zahlen. Dieses Thema vernachlässigen wir hier allerdings, weil wir in Friedrichstadt leider nicht die Möglichkeit haben, die Steuersätze auf ein konkurrenzfähiges Level zu setzen. Und weil ein extremer Steuerwettbewerb am Ende auch nicht wünschenswert ist.
Was erfolgreiche Landgemeinden für das Gewerbe tun
Die meisten Gemeinden versuchen sich im Wettbewerb mit anderen Gemeinden attraktiv zu halten. Längst nicht alle werden für ihre Bemühungen mit einem überdurchschnittlichen Wachstum belohnt. Stellt sich also die Frage, was eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung ausmacht. Und wir sprechen hier nicht über finanzielle Zugeständnisse, kostenlose Landvergabe oder einen ruinösen Steuerwettkampf. Diese Mittel stehen uns nicht zur Verfügung.
Wir sprechen von Maßnahmen, welche darauf abzielen, dass sich die Betriebe, bzw. die Betriebsführung möglichst effektiv auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können. Das kann erreicht werden,
- indem unnötige oder ineffiziente Vorschriften gestrichen werden (kostet nichts)
- man den Betrieben hilft, die notwendigen und sinnvollen Vorschriften ohne bürokratische Reibungsverluste zu erfüllen (kostet wenig bis nichts)
- die Betriebe aktiv durch die Bürokratie führt, damit sie sich diese Wege nicht selbst suchen müssen (kostet praktisch nichts)
- dort, wo man nicht selbst zuständig ist, die Türen bei übergeordneten Behörden öffnet und dort ein gutes Wort einlegt (kostet nichts)
- sich im Bedarfsfall auch mit aller Kraft für ein betriebliches Vorhaben einsetzt. Sei es bei der Bürgerschaft, bei übergeordneten Ämtern und Behörden oder in der Politik (kostet nichts)
- Im ständigen Dialog mit den Betrieben steht, um die Schwellenangst im Umgang zu den Behörden so tief wie möglich zu halten (kostet gar nichts)
- Kontakte vermitteln, lokale Netzwerke fördern, Gesprächskanäle öffnen (kostet sehr wenig)
- Die eigenen Behörden dazu anhält klare, nachvollziehbare Vorgaben zu machen, an denen sich die „Kunden“ verlässlich orientieren können (kostet nichts)
- Entscheidungen nach verlässlichen und nachvollziehbaren Regeln fällen und diese auch angemessen begründen und (schriftlich) kommunizieren (kostet wenig)
- Bei Problemen aktiv nach möglichen Lösungswegen suchen
In kleinen Städten ist Wirtschaftsförderung Beziehungspflege
Man darf nicht vergessen, dass es gerade bei Landgemeinden weniger um Industrie, sondern meistens um Gewerbebetriebe geht. Diese sind in aller Regel nicht anonyme Kapitalgesellschaften. Im Gegenteil: Hinter den meisten Firmen – gerade in unserer Stadt – stehen Personen. Entsprechend muss man sie auch wie Personen behandeln. Also emotional ansprechen.
Anerkennung und Wertschätzung sind wichtige Waffen, wenn es darum geht, etwas für das Gewerbe zu tun. Denn Gewerbetreibende sind in erster Linie Menschen. Sie reagieren emotional. Positiv, wenn man sie motiviert. Negativ, wenn man sie ärgert und nervt.
Absolute Chefsache!
Daraus ergibt sich, dass Wirtschaftsförderung in einer kleinen Stadt oder Landgemeinde absolute Chefsache ist. Natürlich auch, weil das Engagement des Chefs oder der Chefin mehr Wertschätzung vermittelt, als der Pflichtkontakt einer Angestellten oder eines Beamten der unteren Besoldungsgruppe. Aber in erster Linie, weil sehr genau, dass der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin über mehr Mittel, Einfluss und Macht verfügt, als eine Angestellte in einem befristeten Vertragsverhältnis.
Dabei muss der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin nicht alles selbst machen. Das ist es nicht, was einen guten Chef ausmacht. Es gilt im entscheidenden Moment präsent zu sein und in allen anderen Fällen dafür zu sorgen, dass der Mitarbeiterstab in seinem Sinne funktioniert.
Eigentlich ganz einfach. Weshalb machen es denn nicht mehr? Aus den gleichen Gründen, weshalb es in der Wirtschaft mehr schlechte, wie gute Chefs gibt. Politiker sind eben auch nur Menschen. Mit den gleichen Stärken und Schwächen wie die anderen.
Was zeichnet gute Wirtschaftsförderer auf Gemeindeebne aus?
Glaubwürdigkeit und ehrliches Engagement. Klientelwirtschaft untergräbt dieses Vertrauen und lässt Zweifel an der Uneigennützigkeit des Engagements entstehen.
Entscheidend ist, dass die Unterstützung sichtbar ist. Nicht in dem Sinne, dass bei jeder Gelegenheit die Bedeutung des lokalen Gewerbes betont wird. Sonntagsreden bringt den Betrieben rein gar nichts. Sichtbar wird die Unterstützung, wenn das Gespräch aktiv gesucht wird. Wenn ein offener Austausch stattfindet. Und wenn die Unternehmer/innen den Support seitens der Gemeinde oder der Stadt nachvollziehen können (Stichwort Transparenz). Das gilt im besonderen Maße auch für den Fall, dass es trotz aller Bemühungen kein positives Ergebnis zu vermelden gibt.
Kommunikative Ortsvorsteher/innen sind natürlich nicht nur für das Gewerbe wertvoll. Auch die Bürger wissen es zu schätzen, wenn gewählte Volksvertreter nicht einfach ihr Ding durchziehen, sondern sich ehrlich bemühen, die Anliegen der Menschen aufzunehmen.
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Was ist unter der Fragmentierung des Gewerbes zu verstehen und was könnten die Beweggründe dafür sein?
Nicht zuletzt, weil es ihr an einem festen Ansprechpartner (HGV) fehlt, entscheidet die Stadt Friedrichstadt von Fall zu Fall, mit wem sie über ein bestimmtes Thema spricht. Ganz unabhängig davon, ob es ein Thema von allgemeinem Interesse ist oder nur für ein bestimmtes Segment. Dabei entscheidet die Stadt willkürlich, wie sie das Segment organisiert.
Wir können dies an einem aktuellen Beispiel nennen: Das erwähnte Projekt, welches die Stadt mit den Gastronomen anstoßen möchte, enthält in der Einladung folgende Passagen:
„Wie lassen sich Handel und Gastronomie in Friedrichstadt besser in Szene setzen?“
„3 Einbindung des Handels
Wir müssen unsere Besonderheiten als Vorteile gemeinsam ausspielen, um die Kunden auch in der Neben- oder Wintersaison emotional anzusprechen und den Aufenthalt in der Stadt zum Erlebnis zu machen.
Das Netzwerk der Akteure muss enger gestrickt werden, um für jeden einen Mehrwert zu bieten. Ich freue mich, wenn wir ein Netzwerk untereinander aufbauen, um den Austausch zu intensiveren, gemeinsame Ziel anpacken und Ideen in Zukunft ausprobieren.“
(Bemerkung der Redaktion: dieser Text wurde 1:1 übernommen…)
Weshalb wird für das Erreichen gemeinsamer Ziele (?) nur eine Gruppierung eingeladen? Warum sollen Gastronomen über die Zukunft des Handels sprechen? Worin liegt der Zweck eines Netzwerkes, wenn Teile des Gewerbes davon ausgeschlossen werden?
Die Antwort ist dieselbe wie beim Masterplan Tourismus, der Stadtplanung, der Parkraumproblematik oder anderen Projekten der Stadt: Wissen ist Macht. Wenn die Informationen nicht breit gestreut werden und die Zusammenhänge nicht offensichtlich sind, ist der jeweilige Gesprächspartner leichter zu steuern und die Gruppen können gegen einander ausgespielt werden.
Das Gewerbe ist gefordert: Es muss sich organisieren!
Ob das bewusst geschieht und somit Teil einer fiesen Strategie ist oder ob es einfach nur das Ergebnis unbedarften Handelns ist, spielt im Endergebnis für das Gewerbe (oder anderen Interessensgruppen) keine Rolle.
Damit wir gar nicht erst über den schlimmen Verdacht hinter dem Handeln nachdenken müssen, sollte sich das Gewerbe entweder in einem neuen HGV organisieren oder zumindest einen gemeinsamen Informationspool schaffen, damit alle Gewerbetreibenden über den selben Informationsstand verfügen.
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In Friedrichstadt fehlt es an Verständnis für das Gewerbe
Dieser Beitrag wäre vermutlich nicht geschrieben worden, wenn es hinsichtlich der Wirtschaftsförderung in Friedrichstadt nicht sichtlich Luft nach oben gäbe. Man könnte mehr für das Gewerbe tun, keine Frage.
Das beginnt damit, dass man aufhören sollte das Gewerbe nach eigenem Gusto zu fragmentieren. Das Aufteilen des Gewerbes in mehr oder minder willkürliche Bereiche, kann nur dem Zweck dienen, die einzelnen Elemente gegen einander auszuspielen.
Es wäre eigentlich die Aufgabe des Bürgermeisteramtes, das Gewerbe wieder zu vereinen. Wenn das nicht in einer Art HGV mündet, weil die Beteiligten nicht in der Lage sind sich zu einigen oder über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken, dann wenigstens in einer Art Gewerbetag. Einer Versammlung, welche zwar keine gemeinsamen Ziele verfolgt, aber zumindest einen Austausch ermöglicht. Außerdem wäre dann garantiert, dass alle Marktteilnehmer dieselben Informationen erhalten…
Persönlich glaube ich, dass man in Friedrichstadt mehr für das Gewerbe tun könnte. Viel mehr. Diese Feststellung gilt nicht erst, seit wir eine neue Bürgermeisterin haben. Auch der Amtsvorgänger, hat es nicht als seine Aufgabe angesehen, sich effektiv um diesen Bereich zu kümmern. Die Beweggründe für die Passivität mag eine andere gewesen sein. In Ergebnis unterscheiden sie sich allerdings nicht.
Not Your Business!
Nun, die Stadt ist natürlich trotzdem aktiv. Sie investiert zum Beispiel Zeit (und damit auch Geld) in eine Aktion, welche Gewerbebetriebe davon überzeugen soll, bargeldlosen Zahlungsverkehr anzubieten. Sie mischt sich damit in unternehmerische Bereiche, wo sie beim besten Willen nichts zu suchen hat.
Auch die Frage, ob die Geschäfte in Friedrichstadt eine gemeinsame Einkaufstasche haben sollten, beschäftigt die Stadt. Es ist nicht wirklich erkennbar, weshalb diese gewerbliche Maßnahme in den Aufgabenbereich der Stadt gehören sollte.
Oder die eben gestartete Aktion, mit welcher Gastronomen dazu bewegt werden sollen, auch in den Wintermonaten zu öffnen. Auch das sind betriebliche Entscheidungen und damit nichts, womit sich die Stadt beschäftigen müsste.
Es ist an der Zeit, dass das lokale Gewerbe der Stadt klar macht, was es von ihr erwartet und was nicht. Das geht natürlich nur, wenn man in Minimum an Gemeinsamkeiten entwickelt, welche eine gewisse Zusammenarbeit ermöglicht.
Davon wird der nächste Beitrag handeln: Wer etwas für das Gewerbe tun will, gründet einen HGV.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text css=“.vc_custom_1565613941049{margin-bottom: 0px !important;}“]Titelbild: Goodluz[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]