Die Ausstellung „was die zeit daraus macht“ in der Galerie OZ
Noch eine ganze Woche lang kann man in der Galerie OZ die Ausstellung „was die zeit daraus macht“, mit fotografischen Werken von Andreas Horn und Aaron Gratz besuchen. 1621.sh war da und hat mit den beiden Künstlern gesprochen. Wir waren beeindruckt.
Um es vorweg zu nehmen. Sie müssen sich keinen Nachmittag frei nehmen, wenn Sie die Ausstellung an der Prinzenstraße 32 in Friedrichstadt besuchen. Die Ausstellung ist sehr schön, aber auch sehr klein. Groß ist hier nur die Idee hinter den Bildern.
Aaron Gratz
Da sind zum einen die wunderbaren schwarz/weiß Bilder des Friedrichstädters Aaron Gratz. Der dipl. Designer und Kameramann ist ein wahrer Meister des Spiels von Licht und Schatten. Sein sicheres Auge für Kontraste lässt Bilder von einer abstrakten Schönheit entstehen. Doch abstrakt ist an seinen Bildern bei genauerem Hinsehen eigentlich gar nichts. Im Gegenteil. Aaron Gratz versteht es in seinen Bildern kleine Sequenzen des gewöhnlichen Alltags festzuhalten. Scheinbar unspektakulär und trotzdem faszinierend, wenn man sie dann in monochromatischer Form vor sich sieht.
Sein großformatiges Bild von der blauen Brücke im Nebel, beherrscht den Raum eindrücklich.
Die Galerie OZ
Noch nie etwas von der Galerie OZ an der Prinzenstraße 32 gehört? Nun, das könnte daran liegen, dass die Galerie nicht in der ersten Reihe steht, sondern quasi im Hinterzimmer von Offizine, dem Einrichtungsgeschäft in der Friedrichstädter Einkaufsmeile.
Hier hat Sabine Bolland vor wenigen Monaten mit viel Herzblut, Sachverstand und einem guten Händchen für die richtige Einrichtung, ein kleines, aber sehr gelungenes Bijou geschaffen. Liebhaber von großer und kleiner Kunst sollen hier regelmäßig wechselnden Ausstellungen die Möglichkeit erhalten, die eine oder andere Entdeckung zu machen. Der Eintritt ist frei. Die Galerie jeweils während den Geschäftsöffnungszeiten von Offizine geöffnet. Aktuell von Montag bis Freitag, von 10 – 18 Uhr, samstags von 10-16 Uhr und am Sonntag von 11-16 Uhr.
Andreas Horn
Andreas Horn, ist Filmemacher und ist Aaron Gratz verbunden, seit die beiden gemeinsam Kommunikationsdesign in Würzburg studiert haben. Horn lebt mit seiner Familie in Ludwigshafen.
Diese Familie ist es auch, welche im Zentrum seiner Werke steht, welche er in der Galerie OZ ausstellt. Anders als die Bilder von Aaron Gratz, welche technisch perfekt daherkommen, sind seine Fotografien von einer brachialen Einfachheit. Aufgenommen wurden sie nämlich nicht mittels elektronischen High-Tech, sondern mit einer selbstkonstruierten Lochkamera. Als Linse dient dabei eine mit Wasser gefüllte Glaskugel.
Die entstandenen Farbbilder sind entsprechend verschwommen. Details kann man zum Teil mehr erahnen als wirklich erkennen.
Bestens zum Titel der Ausstellung „was die zeit daraus macht“ passt die kleine Serie, mit welchem er das Sterben seines Bruders dokumentiert. Dank der Unschärfe der Technik, wirken die Aufnahmen in keinem Moment aufdringlich. Ja, sie dringen nicht einmal in die Privatsphäre des Sterbenden ein. Trotzdem ist die Bilderreihe beeindruckend, beklemmend und verstörend zugleich. Denn besser, intensiver und persönlicher kann man den Verlust eines Menschen vermutlich nicht dokumentieren.
Die Lochkamera lässt kein wirkliches Planen des Ergebnisses zu. Umso erstaunlicher ist es aber, dass man beim Studium der Bilder zu spüren glaubt, wie man erst den Menschen, dann sein Bild und schließlich die Erinnerung an ihn langsam, aber sicher verliert. Keine – im klassischen Sinne – schönen Bilder, aber solche, welche mit Sicherheit lange nachwirken.
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