Rund 350 Millionen Euro zahlen wir alle jährlich für die Vernichtung hundert Prozent sauberer Energie aus Schleswig-Holstein. Das ist der Strom, den Deutschland nördlichste Windmüller weder in das bundesweite Netz einspeisen, noch vor Ort nutzen dürfen. Die Windmühlen der Bürgerwindparks gehen in den Leerlauf – was ihnen technisch nicht gut tut – weil das Gesetz es so will. Und eine Bundesratsinitiative, die das ändert, ist noch immer nicht auf den Weg gebracht.
Was könnte man alles damit machen! Vor Ort direkt vermarkten zum Beispiel und den Bürger n, deren Landschaft von Mühlen und immer höher werdenden Strommasten geprägt ist, etwas zurückgeben: preiswerten Strom. Das erhöht die Akzeptanz. Zumal es auch in Schleswig-Holstein Energiearmut gibt und niedergehende Orte, aus denen die Jugend wegzieht, weil es keine Arbeitsplätze gibt.
Man kann den Strom in Gas oder sauberen Brennstoff verwandeln oder in Wärme. Man kann damit sauberen (autonomen?) öffentlichen Nahverkehr ermöglichen. Die Bahntrassen für einen nachhaltigen Regionalverkehr sind noch vorhanden. Man kann sektorübergreifende, intelligente Energienetze aufbauen, die in den Dörfern und in der Landwirtschaft Arbeitsplätzen schaffen, wie es der Nachbar Dänemark vormacht.
Man kann die Wärme für Gewächshäuser oder für Wellnessangebote nutzen. Man kann daraus Dünger erzeugen. Und man könnte auch endlich die Bahntrasse nach Sylt und Kiel elektrifizieren oder mit anderen sauberen Energieträgern betreiben. Schleswig-Holstein hat (theoretisch) einen großartigen Wettbewerbsvorteil und darf ihn nicht nutzen. Das ist wie ein Fußballspiel in dem von morgens bis abends alle Elfmeter neben das Tor geschossen werden. Wie dumm ist das denn?
Kattowitz hat uns vor Augen geführt, welch lahme Ente Deutschland inzwischen beim Klimaschutz ist. Dabei hatte unser Land einst alle Chancen, den kleinen Vorsprung, den es bei sauberen Energien wie Sonne und Strom hatte, auszubauen und in Wohlstand für alle zu verwandeln.
Soviel ist sicher: Diejenigen, die uns so schlecht regiert haben und die Vorstände der deutschen Konzerne, die blind für alle grünen Themen und Chancen waren, werden dafür nicht zur Verantwortung gezogen werden. Die haben ihr Schäflein ins Trockene gebracht. Die Folgen hingegen tragen wir alle.
Kommentar:
So ärgerlich dies auch ist. Jetzt könnte sich Friedrichstadt in das Projekt Modellregion Energie Westküste noch einklinken. Denn natürlich könnten auch unsere Bürger von diesen Zukunftsprojekten profitieren. Schon vor Jahren gab es den Vorschlag von Regionalentwicklern den Bau von Blockheizkraftwerken zu forcieren und die Stadt preiswert mit Wärme und Strom zu versorgen. Auch wenn Photovoltaik im Stadtbild aus Denkmalschutzgründen keine Alternative ist, könnten Windanlagen und Anlagen zur Speicherung von Windstrom aus der Region die Stadt nicht nur umweltfreundlich sondern auch günstig mit der erforderlichen Energie versorgen.
cc: Frankfurter Rundschau/ Christine Ax
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