[vc_row][vc_column][vc_column_text css=“.vc_custom_1565868545107{margin-bottom: 0px !important;}“]

Weshalb Winterschlaf kein Problem ist

[/vc_column_text][vc_column_text css=“.vc_custom_1565868957821{margin-top: 15px !important;margin-right: 65px !important;margin-bottom: 30px !important;margin-left: 25px !important;border-bottom-width: 25px !important;padding-top: 25px !important;padding-right: 25px !important;padding-left: 25px !important;background-color: #efefef !important;}“]

Kurzfassung des Inhaltes. Für Menschen, die nicht viel Zeit haben

Der Tourismus in Friedrichstadt ist stark auf die Hochsaison ausgerichtet. In dieser Phase ist die Stadt zum Teil überfüllt, während sie in den Wintermonaten wie leergefegt wirkt. Die Stadt bemüht sich diesem Winterschlaf ein Ende zu setzen und versucht die Betriebe zu motivieren, ihre Geschäfte auch im unrentablen Winter zu öffnen. Sie hofft vermutlich, dass die Kunden dies durch eine höhere Frequenz belohnen werden.

Diese Vorstellung ist gefährlich, weil es eher unwahrscheinlich scheint, dass die daraus entstehenden Mehrkosten zu erwirtschaften sind. So wünschenswerte eine lebendige Innenstadt im Winter auch sein mag: Geschäfte sind nicht dazu da, fehlendes Leben zu simulieren. Wirtschaft strebt aus gutem Grunde nach Gewinn.

Aus diesem Grunde wäre es sinnvoller, wir würden versuchen die Auslastung während der Vor- & Nachsaison verbessern. Hier besteht das beste Chancen/Risiko Profil für Investitionen. Eine Möglichkeit dazu wäre die Umsetzung einer Idee von Markus Jung, welcher Friedrichstadt zu einem „Lebenskulturort“ umgestalten möchte. Damit würden weniger die Badegäste an der Nordsee angesprochen, sondern ein eigenes, wirtschaftlich wertiges Publikum aufgebaut.

Ein weiterer Vorteil wäre, dass ein solches Konzept klein beginnen und Schritt für Schritt ausgebaut werden könnte. Bis im Idealfall der Standort weitgehend unabhängig von der Sommersaison wäre.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text css=“.vc_custom_1565875851951{margin-bottom: 0px !important;}“]

Ist der Winterschlaf nun das Problem oder bloss ein Symptom?

Letzthin habe ich ein kleines, harmloses Gespräch am Friedrichstädter Wochenmarkt geführt. Es ging dabei um die Frage, ob es sich für einen Marktfahrer überhaupt noch lohne, Friedrichstadt anzufahren, wenn die Nachfrage und die Umsätze immer kleiner werden.

Das Gespräch fand im August statt. Also in jener Zeit, da laut Theorie die höchste Nachfrage bestehen sollte. So etwas muss einen nachdenklich stimmen.

Denn der Wochenmarkt ist ein wunderbarer Indikator für den Zustand des lokalen Handels. Das ist deshalb so, weil der hiesige Markt nicht von den Touristen lebt, sondern von den Einheimischen. Er bildet damit in aller Deutlichkeit ab, was in den übrigen Geschäften durch die Touristen überdeckt wird: Die lokale Bevölkerung kauft nicht im Zentrum, sondern in den Supermärkten am Rande (Husum / Heide / online).

Kein typisches Friedrichstadt Phänomen, sondern eine Entwicklung, die weltweit zu beobachten ist.

Als Stadtladen kann man von den Einheimischen nicht leben. Man ist auf die Gäste angewiesen, welche bereit sind Ihr Geld aus Lust und Langeweile in den Geschäften rund um die Prinzenstraße und den Markt liegen zu lassen. Bleiben diese Gäste aus, sind die Straßen leer und viele Betriebe in Gastronomie und Handel geschlossen. Das macht wirtschaftlich durchaus Sinn.

Das Stadtmanagement sieht das anders und glaubt, die Gastronomen davon überzeugen zu müssen, gegen die Nachfrage zu handeln. Das wird nicht funktionieren!

Den Standort neu denken

Es gibt aber auch besser durchdachte Ideen. Etwa jene von Markus Jung, welche er in einem Kommentar meiner letzten Beiträge hinterlassen hat. Ich zitiere hier einfach einmal:

…nicht nur die Gastronomen müssen den Winterschlaf durchbrechen, auch die Geschäfte, Ateliers und Werkstätten, die im Sommer in Friedrichstadt die besonderen Einkaufserlebnisse bieten, sollten bereit sein, über einen schrittweisen Abbau ihrer “Winterlethargie” und zumindest über eine gemeinsame Kernöffnungszeit nachzudenken.

…Mir ist dabei wichtig, dass von außen in einer kommunikativen Einheit “Friedrichstadt” als attraktiver “Lebenskulturort” begriffen wird. Dann sind wir “durch”, und alle haben nachhaltig etwas davon – auch in der Zukunft…

…das Konzept der Läden ist das Entscheidende… Es wäre sicherlich sehr spannend zu sehen, und ich bin sicher, dass wir genau das sehen würden, wenn wir die hier erfolgreichen Konzepte analysieren würden, dass es mit spontaner Laufkundschaft alleine nicht funktioniert. Stammkundschaft ist hier mit Sicherheit der ausschlaggebende Faktor. Die muss ich mir natürlich erarbeiten – was viel schwieriger ist, wenn ich 4 Monate im Jahr oder 3 Tage in der Woche zu habe… Wenn Friedrichstadt “Stammkunden” haben will, die die Stadt auch neben der Saison lieben und besuchen mögen, dann muss unkomplizert “auf” sein… am besten an ganz vielen Plätzen im Ort… – und wir müssen die Saison zumindest verlängern…

Damit spricht er zwei wesentliche Dinge an, welche in der Diskussion etwas vergessen werden:
  1. Es braucht einen Grund, weshalb Menschen von außerhalb nach Friedrichstadt kommen. Allein wegen des tollen Angebotes an Waren und Dienstleistungen ist das vermutlich nicht der Fall.
  2. Um ganzjährig erfolgreich zu sein, müssten wir das Angebot auf eine ganzjährige Nachfrage hin ausrichten. Das ist aktuell nicht der Fall, weil die Nachfrage in der Sommerhälfte des Jahres anfällt und entsprechend bedient wird. Was wirtschaftlich durchaus nachvollziehbar ist.
  3. Das Angebot muss verlässlich sein. Nichts schadet dem Standort mehr, als großspurig propagierte Highlights, welche nicht das bringen, was versprochen wird. Und Öffnungszeiten, welche täglich neu gewürfelt werden. Markus Jung hat Recht, wenn er sagt, dass sich die Struktur dieser Öffnungszeiten nach den Kunden richten muss. Also einfach zu sein hat.
  4. Es braucht Ausdauer, bis sich die neue Friedrichstädter Welt in den Köpfen der Leute einnistet und durchsetzt. Und vermutlich ziemlich viel Geld, denn es wird sich selbst im günstigsten Falle nicht sofort rechnen.

Ich bin persönlich nicht in allen Bereichen so optimistisch wie Markus Jung. Wo er aber zu 100% richtig liegt, ist seine letzte Anmerkung: „wir müssen die Saison zumindest verlängern“.

Betriebe müssen wirtschaftlich denken

Wir müssen uns vor Augen halten, dass das Gewerbe in erster Linie ein Wirtschaftsbetrieb ist. Anders als der Staat oder die Stadt, ist ein Betrieb nicht dafür gedacht, dem Allgemeinwohl zu dienen. Es geht im Grundsatz lediglich darum, den Gewerbetreibenden und seinen Mitarbeiter/innen ein sicheres Einkommen zu liefern. Wie er das schafft, ist im Grundsatz völlig unwichtig. Wäre es möglich den notwendigen Umsatz an einem Wochenende zu machen, wäre das betriebliche Ziel erreicht. Es bestünde damit keine zwingende Veranlassung die übrigen Tage aufzumachen.

Nach diesem Prinzip funktioniert auch das lokale Geschäftsleben. Die Gastronomie und die Läden mit Fokus auf den Tourismus haben im Winter geschlossen. Nicht weil sie etwas gegen Einheimische hätten, sondern weil es sich nicht rechnet.

Ohne Gäste, kein Umsatz. Und Gäste wird es keine haben, solange Friedrichstadt davon lebt, dass Tagestouristen von der Küste in die kleine Stadt strömen. Denn die haben im Prinzip dasselbe Strukturproblem. Deshalb der Vorschlag von Markus Jung, Friedrichstadt zu einem „Lebenskulturort“ zu machen. Kann man so sehen, doch es bedarf dafür ein schlüssiges Konzept, eine konsequente Umsetzung, viel Arbeit, Zeit und vor allem Geld.

Erfolg zweifelhaft – Risiko hoch

Und trotzdem ist es mit hohen Risiken behaftet. Dies deshalb, weil wir in Vorleistung gehen müssen, ohne dass wir die Gewissheit haben, dass das Konzept tatsächlich funktioniert. Aber die Idee ist grundsätzlich charmant und man könnte sie zumindest weiterverfolgen.

Persönlich habe ich allerdings eine ganz andere Präferenz. Diese folgt einer rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise. Auch hier weist Markus Jung den Weg:  … und wir müssen die Saison zumindest verlängern…

Tatsächlich gibt es nämlich nur einen Grund, weshalb wir überhaupt aktiv werden sollen: Um die wirtschaftliche Lage der Betriebe zu verbessern. Es geht also darum, dass die Geschäfte und die Gastronomie mehr Gewinne erwirtschaften, um in die Lage zu kommen, den Menschen mehr Arbeit zu bieten und jenseits der Liebhaberei notwendige Investitionen zu tätigen.

Die Saison verlängern

Die Saison zu verlängern ist tatsächlich das effizienteste Mittel, um die wirtschaftliche Lage der Betriebe zu verbessern. Warum? Schauen Sie sich dazu nachfolgenden Grafik an. Sie zeigt die Tagesumsätze des Rosen-Huus innerhalb eines Jahres. Dabei geht es nicht um die Höhe des Umsatzes und die Frage, ob der gut oder schlecht ist, sondern um das Prinzip.

Winterschlaf Friedrichstadt Saison Angebot Läden GastronomieWir erkennen darin den saisonalen Verlauf der Nachfrage. Insofern dürfte er mehr oder weniger typisch für die Betriebe in Friedrichstadt sein.

Wir sehen drei Phasen:

  1. Nebensaison (keine Saison)
  2. Vor- & Nachsaison
  3. Saison

Das ist wenig überraschend. Das Stadtmanagement schlägt nun vor, die Nebensaison auszubauen, um der Stadt den Makel des „Winterschlafortes“ zu nehmen. Das kann man in meinen Augen so machen, wenn Geld keine Rolle spielt und es nicht darauf ankommt, dass man scheitert.

Wirtschaftlich klüger wäre es jedoch, wenn wir alle Energie in die Verlängerung der Hauptsaison investieren. Warum?

Neue Kapazitäten zu schaffen, hat seinen Preis

Dazu muss man in die Kostenstruktur der Betriebe schauen. Grob gesprochen sehen wir hier fixe und variable Kosten. Zu den fixen Kosten zählen die Miete und der Liegenschaftsunterhalt der Geschäftsimmobilie. Diese Fixkosten fallen auf jeden Fall an. Wenn also ein bereits heute schon rentabler Betrieb in den Wintermonaten öffnet, müssen diese Kosten nicht zusätzlich erwirtschaftet werden (denn sie sind schon über die Sommermonate finanziert worden). Damit ist der Betrieb in der Lage im Winter auch mit weniger Umsatz erfolgreich arbeiten zu können.

Das gilt aber nur, wenn ich kein Personal beschäftigen muss. Ein Umstand, der in der Gastronomie eher selten ist (die Kajüte zum Beispiel). Wenn ich aber Leute anstellen und bezahlen muss, stehe ich sogenannten Sprungfixkosten gegenüber. Also Kosten, welche nur entstehen, weil ich Mehrumsatz mache. Diese Sprungfixkosten erschweren es mir als Unternehmer, mit wenig Umsatz Gewinn zu machen.

Aber auch für den Fall, dass ich keine personalbedingten Sprungfixkosten habe, zahle ich einen Preis für die zusätzlichen Tage, welcher mein Betrieb offen hat. Schon heute arbeiten nämlich Gastronomen rund doppelt so viel wie Beamte und Angestellte. Da diese bei jeder Tarifrunde auf die hohe Belastung hinweisen, müssen wir davon ausgehen, dass für Unternehmer/innen dasselbe gilt. Sie zahlen diesen Preis zwar nicht in bar. Dafür aber mit einer spürbaren Reduktion an Lebensqualität und mit ihrer Gesundheit. Dass die Familien darunter leiden, ist ein ganz anderes Thema (Mit ein Grund, weshalb ich die Öffnungszeitenstrategie der Kajüte absolut verstehe und gut finde).

Betrachtet man unter dem Strich das Verhältnis von Risiko zu Ertrag, würde ich als Unternehmensberater den Saisonbetrieben abraten, sich diesem Projekt anzuschließen.

Bestehende Kapazitäten besser auslasten bringt raschen Gewinn

Ganz anders sieht es jedoch in der Vor- & Nachsaison aus. Auch hier haben wir hinsichtlich der Nachfrage spürbar Luft nach oben. Nicht ganz so viel, wie im Winter, aber trotzdem beträchtlich. Der große Unterschied liegt allerdings in der Tatsache, dass die meisten Betriebe in dieser Zeit bereits auf Volllast vorbereitet sind. Die Öffnungszeiten sind bereits so wie in der Hauptsaison und das Personal steht auch schon weitgehend zur Verfügung. Entsprechend entstehen aus betrieblicher Sicht wenig, bis gar keine zusätzlichen Fixkosten. Das bedeutet, dass jede Maßnahme, welche wir für die Verbesserung der Situation treffen, einen maximalen Ertrag bringt.

Kein finanzielles Risiko, aber eine maximale Ertragssteigerung? Besser kann ein Chancen/Risiko Profil gar nicht sein. Im schlimmsten Falle passiert nämlich gar nichts und zwar parallel auf der Kosten- als auch auf der Nutzenseite.

Wie könnte man dieses Ziel – die Saison in die Nebensaison zu verlängern – erreichen. Auch hier finde ich den Vorschlag von Markus Jung durchaus überdenkenswert: Wir bauen Friedrichstadt zum “Lebenskulturort” aus.

Was wir tun müssen, um den „Lebenskulturort“ mit Leben zu füllen

Natürlich müssen wir dieses Schlagwort noch mit Leben und Inhalt füllen, aber das Prinzip ist klar. Wir sprechen Leute an, welche das Leben genießen wolle. Menschen die mehr erwarten, als unter Zeitdruck durch eine Stadt geführt zu werden.

Um diese (potenzielle) Gäste ansprechen zu können, müssen wir gewisse Angebote verändern, ausbauen und Neues schaffen. Und konsequent vermarkten. Die Mittel dafür stehen zur Verfügung. Wir müssen sie lediglich umwidmen. Das würde allerdings bedingen, dass wir akzeptieren, dass wir kein (oder nur sehr wenig) Geld in jene Bereiche investieren, welche auch ohne unser Zutun gut laufen: Etwa den Tagestourismus, welcher aus umliegenden Nordseebadeorten stammt.

Vor allem aber müssen sich möglichst ALLE zusammensetzen, Ideen sammeln und dann eine gemeinsame Strategie entwickeln. Alles unter dem Motto: „Getrennt marschieren, vereint schlagen“. Denn trotz eines gemeinsamen Konzeptes muss die Umsetzung individuell erfolgen. Das Nötige und Machbare muss auf die Bedürfnisse der einzelnen Betriebe angepasst werden.

Sollte der Ansatz funktionieren, würde das der Gemeinschaft nicht nur wirtschaftlich guttun. Vielleicht wäre das auch die Basis, um wieder über einen HGV nachzudenken…

Umsetzen, weiterentwickeln, ausbauen

Das Schöne an der Idee, die Vor- und Nachsaison auszubauen ist, dass dieser Prozess erst abgeschlossen ist, wenn die Vor- und Nebensaison ganz verschwunden ist. Im Idealfall – wovon ich auch bei aller mir zur Verfügung stehenden Fantasie nicht ausgehe, dass er eintritt – wächst die Hauptsaison an beiden Seiten immer mehr zusammen, bis gar keine Saison mehr erkennbar ist.

Dazu müsste man allerdings das einmal geschaffene Konzept nach und nach weiterentwickeln, anpassen und ausbauen. Bis der Winterschlaf Geschichte und Friedrichstadt ein bundesweit anerkannter „Lebenskulturort“, welche ganzjährig eine Reise wert ist.

Aber egal, ob wir dieses Ziel tatsächlich erreichen können oder in Bezug auf die aktuelle Situation lediglich eine kleine Verbesserung erreichen: Der Aufwand ist überschaubar und der Ertrag auf jeden Fall ein Gewinn.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]